Der Preis ist scheiß

Der Preis ist scheiß

Wir haben Mitte November, draußen wird es den ganzen Tag über nicht mehr so richtig hell und die Abende enden für gewöhnlich unter der Decke auf dem Sofa. Rechter Hand ein Glas Rotwein, linker Hand ein Taschentuch. Das brauche ich beides ganz unbedingt beim Betrachten des alltäglichen Programms der öffentlich-rechtlichen Sender, für die wir dank der Haushalts-Zwangsabgabe seit Beginn des Jahres ja alle nicht wenig Geld zahlen. Da sich der finanzielle Einsatz lohnen muss, schalte ich ein. Zwangseinschalten wegen Zwangsabgabe. Was hat es uns bisher gebracht? Ich sehe dasselbe wie seit Jahren: Völlig unmotivierte Tatort-Folgen, verkitschte Rosamunde Pilcher-Verfilmungen, Talkshows mit den immer gleichen Gesichtern und Themen und auch sonst wenig Inspirierendes. Und noch nicht mal für die Spiele der Nationalelf haben ARD und ZDF mehr das alleinige Abo. Wofür noch mal zahle ich 17,98 Euro im Monat?

Was könnte man mit knapp 18 Euro nicht so alles machen bzw. kaufen? Ein kleines aber gutes Steak ohne Beilage, zwei ordentliche Gin Tonic, eine in Bangladesh gefertigte Bluse von H&M, ein gebrauchtes Exemplar der Becker-Biografie, je nach Wohnort und Location ein bis zwei Besuche des Lieblingsclubs, einmal mit dem Freund oder der Freundin ins Kino – ohne Popcorn und Getränk, zwei Paar warme Socken für den nahenden Winter, Wolle für die erste selbstgestrickte Mütze, zehn Tafeln gute Lindt-Schokolade, eine superdupermegagroße Familienpizza, eine Packung lebensgefährlicher Abnehmpillen aus China, die monatliche Rate für eine Xbox One oder eine PS4 … kurzum, jede Menge Dinge, in die das Geld schlicht besser investiert wäre.

Ich für meinen Teil gehe mal mit meinen letzten 18 Euro zum Supermarkt, besorge mir zwei weitere Flaschen Wein, und mit ein bisschen Glück ist auch noch eine Familienpackung Taschentücher drin.

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