In der Beziehungskomödie „Der Vierer“ will ein von Florian David Fitz und Julia Koschitz gespieltes Ehepaar seinem eingeschlafenen Sexleben mit einem Vierer neuen Schwung verleihen. Was wie eine schlechte Idee klingt, ist es auch, denn natürlich kommt alles anders als geplant.
Deutsche Remakes französischer, italienischer und spanischer Komödien gibt es immer wieder. Ob „Der Vorname“ von Sönke Wortmann, „Das perfekte Geheimnis“ von Bora Dağtekin oder nun „Der Vierer“ von Iván Sáinz-Pardo: Wichtig ist, dass ein Artikel im Titel vorkommt und die Besetzung mit großen Namen aufwartet. Der von Florian David Fitz darf dabei natürlich nicht fehlen. Ob die deutschen Versionen, in deren Mittelpunkt dysfunktionale Familien, Freundeskreise oder Liebesbeziehungen stehen, am Ende besser als die Originale sind, vermögen dabei die wenigsten zu beurteilen, denn meist haben es Letztere gar nicht bis zu uns geschafft.
So dürfte es auch bei „Der Vierer“ sein. Den spanischen „Amor en Polvo“ kennt hierzulande kaum wer, und so fällt auch nicht gleich auf, dass an einigen inhaltlichen Parametern geschraubt wurde. Die handelnden Personen sind einige Jahre älter als ihre spanischen Pendants, und auch die Rollen von Paul und Sophie haben sich verkehrt. Er kümmert sich um den Haushalt, sie macht Business, was dem Ganzen sicherlich einen anderen, moderneren Drive verpasst. Immerhin.
Mit dem Vierer gegen die Flaute
Sophie (Julia Koschitz) und Paul (Florian David Fitz) sind schon einige Jahre zusammen, der gemeinsame Sohn hat soeben das Nest verlassen und seine erste eigene Wohnung bezogen. Paul hadert mit der Situation, denn der studierte Archäologe hat sich vor allem um die Erziehung des Kindes und den Haushalt gekümmert, während Sophie ihre Karriere als Anwältin vorangetrieben hat. Was bei all dem auf der Strecke geblieben ist: Zeit zu zweit im Allgemeinen, das Sexleben im Speziellen. Doch das soll nun endlich wieder anders werden. Ein Problem, an dem sich schon so manches Langzeitpaar die sprichwörtlichen Zähne ausgebissen hat.
Im Fall von Sophie und Paul setzt man auf das Mittel des erotischen Experiments in Form eines Vierers. Dass die beiden dafür statt zwei fremder Personen Menschen aus ihrem Bekanntenkreis ausgewählt haben, scheint wenig nachvollziehbar und ist auch eher nicht zur Nachahmung empfohlen. In der Realität ist eine Paartherapie sicherlich der bessere Weg. Für die Geschichte hier ist es aber unabdingbar, schließlich geht es darum, möglichst viel Reibung und Diskussionsstoff zu erzeugen.
Und natürlich führen die abendlichen Pläne und sämtliche Entscheidungen, die das Paar überhaupt an diesen Punkt gebracht haben, noch zu Hause zu amüsanten, bisweilen aber auch schmerzhaften Wortgefechten. Zur selben Zeit lernt sich die andere Hälfte des Vierers – bestehend aus Mia (Lucía Barrado) und Lukas (Friedrich Mücke) – in der verabredeten Bar kennen, und das sogar recht gut. Damit verläuft der Abend also für alle Beteiligten anders als erwartet.
Wenig überraschend, aber pointiert
Nicht so für den Zuschauer. Denn das alles ist ungefähr so überraschend wie eine Zugverspätung. Dennoch … nach anfänglichem Beziehungsgeplänkel zwischen Sophie und Paul werden schnell härtere Geschütze aufgefahren, die nicht selten darauf abzielen, das Gegenüber zu verletzen, anstatt – wie ursprünglich geplant – der Beziehung neues Liebesleben einzuhauchen. Für manches Paar könnte der Kinobesuch schon mal unangenehm werden, denn die verhandelten Themen sind nicht sonderlich exklusiv und so manchem vermutlich geläufig.
Alles in allem kommt „Der Vierer“ nicht so richtig aus dem Knick und ist – wie die vier Protagonisten selbst – deutlich prüder, als der Titel es vermuten lässt. Die spitzfindigen bis spritzigen und rasanten Dialoge täuschen aber über so manche erzählerische Schwäche und inhaltliche Leere hinweg. Damit reicht es für eineinhalb unterhaltsame Stunden, die mehr auch nicht sein wollen. Nehmen Sie es als Chance, im Anschluss an den Kinobesuch mit Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin das eine oder andere Thema aufzugreifen und endlich mal offen anzusprechen. Denn was von „Der Vierer“ bleibt, das ist die ebenfalls nicht neue Erkenntnis, dass eine offene Kommunikation der Schlüssel für eine funktionierende Beziehung ist.