Die Achselhöhle als primäres Geschlechtsmerkmal

Die Achselhöhle als primäres Geschlechtsmerkmal

Da sitze ich so stark von der Hitze gebeutelt auf meinem Sofa und habe mich bereits damit abgefunden, an diesem Abend unterhaltungstechnisch keine besonderen Höhepunkte mehr erwarten zu können, und dann bleibe ich versehentlich beim 2348. Werbeblock des Tages hängen und muss mich direkt eines Besseren belehren lassen. Was für ein Glück, dass ich den entsprechenden Zapp-Moment verpasst habe, sonst wäre mir tatsächlich etwas entgangen: Das weltweit erste, total innovative und absolut hittige… Beauty-Deo!!!

Wie konnte ich all die Jahre meine Achseln nur so stiefmütterlich behandeln? Warum hat sich niemand zuvor ihrer angenommen und sie zum neuen weiblichen, primären Geschlechtsmerkmal, zur absolut präsentablen Schönheitszone erklärt? Klar, mein Rasierer bekommt diese Stelle meines Körpers schon seit vielen Jahren mehrmals die Woche zu sehen, aber warum habe ich sie bisher der Öffentlichkeit noch nicht in all ihrem Glanz offenbart?

Schon in den Siebzigern, weit vor der Einführung der Achselrasur, hätte man durchaus kleine Perlen oder anderes Glitzerzeug einflechten können. Heute gehört die Rasur dieses Gebietes Gott sei Dank schon aus hygienischen wie auch optischen Gründen ja zum guten Ton, was also dererlei Ideen direkt im Keim erstickt. Doch Nivea hilft: Dank des neuartigen Pearl & Beauty Deos ist das Schattendasein meiner Achseln endlich beendet.

Ab sofort seht ihr mich im Club nur noch mit in die Luft gestreckten Armen herum stehen, ganz egal, welcher Song gerade läuft. Auch durch die Stadt gehe ich nicht mehr, ohne die Arme weit abzuwinkeln und so allen Achselhöhlen-Sympathisanten und -Fetischisten den Blick auf meine ureigenen, wunderschönen Exemplare frei zugeben… Ein gewisses Problem stellt zukünftig das Autofahren dar, aber dann nehme ich eben die Bahn… Das ist ohnhin viel praktischer, haben die Verantwortlichen dort doch schon vor vielen Jahren eigens zur Achselhöhlenpräsentation Schlaufen an den Querstreben im Wagon angebracht  – wie fortschrittlich.

Und wo wir schon mal dabei sind fallen mir direkt noch ein paar Körperregionen ein, die eine Verschönerung dringend nötig hätten. Meine Kniekehlen beispielsweise. Oder die Zehzwischenräume, da ist noch nicht viel los in Sachen Schmuck oder Make-Up. Letzendlich gibt es ja nun auch unter dem einen oder anderen, nicht mehr ganz standfesten Busen sicherlich noch ein wenig Platz für Glitter oder ähnliches Zeug. Und was die Männer angeht: Keine Sorge, für euch finden wir da auch noch etwas. Der Markt ist diesbezüglich ja noch ziemlich jungfräulich und will nun unbedingt erobert werden…

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