Eins der stilistisch wohl überraschendsten Alben des vergangenen Jahres legten die Editors mit »In This Light And On This Evening« Anfang Oktober vor. Verrutschen bei anderen Bands im Laufe ihrer Karriere die Ideale mehr und mehr in Richtung Mainstream, haben die – aus dem britischen Birmingham stammenden, inzwischen allerdings in sämtliche Himmelsrichtung verstreut lebenden – Männer einen anderen Weg eingeschlagen – den entgegengesetzten. So versteht sich ihr mittlerweile drittes Langspielwerk als ein Beleg ihrer Eigenständigkeit, ihres Idealismus und einer Vielfältigkeit, wie sie manch anderer Act heute gerne vermissen lässt. Elektronischer, düsterer und an Bands vergangener Tage (z. B. Joy Division) erinnernd ist das Werk ein Meisterstück eines schwer zu definierenden Genres, das sich einem vielleicht nicht sofort erschließt, sondern sich eher durch mehrfaches Hören und langsames Verstehen zu der Perle entwickelt, die es ist.
»Ich wollte, dass sich unser drittes Album von den vorangegangenen unterscheidet«, erklärt Sänger und Gitarrist Tom Smith. »Versucht man, neue Songs auf unterschiedlichen Instrumenten auszuprobieren, geschehen oft ganz unvorhergesehene Dinge.« Und so setzte man an den üblichen Stellen statt der üblichen Gitarren einfach mal bisher unübliche Synthies ein. Allerdings ist wohl auch die Wahl des Produzenten für die musikalische Entwicklung mitverantwortlich. Immerhin war es Mark Ellis aka Flood, der an den Reglern im Studio schraubte, und dieser arbeitete zuvor mit Bands wie Depeche Mode und Nine Inch Nails. »Wir hatten eine Liste von Wunschproduzenten, auf der er mein persönlicher Favorit war«, so Tom. Für die Lyrics war wieder er selbst zuständig, und seine Inspirationen bezog er diesmal aus dem, was er – der er mittlerweile in London wohnt – tagtäglich auf den Straßen der Metropole erlebt. »Beim letzten Album habe ich mich noch von besonderen Ereignissen und Erlebnissen inspirieren lassen. Diesmal hingegen habe ich von außen das Geschehen in den Straßen Londons genau beobachtet, was die Leute tun, bzw. wie sie miteinander umgehen. Und eben das habe ich dann versucht, in meinen Texten vielschichtig und mehrdeutig umzusetzen.« Und so wird ebenso Kritik an den Mächtigsten der Welt geübt, als auch von Glauben und Liebe erzählt. Und für Tom ist klar: »Liebe ist das Einzige, das zählt. Sie ist doch am Ende alles, was wir haben.« Liebe und Musik als Lebensmittelpunkt. Klar, dass da auch das Livespielen ein wichtiger Faktor ist, der der Band am Herzen liegt. »Wir mussten uns erstmal mit unserem neuen Equipment vertraut machen,« erinnert sich Schlagzeuger Ed Lay. »Es ist natürlich wichtig, dass wir das Ganze dann auch auf der Bühne live umsetzen können. Das funktioniert inzwischen allerdings besser, als wir zunächst erwartet hatten.«
Das dem so ist, können wohl all jene bestätigen, die die Editors bereits beim ersten Teil ihrer Tour durch Deutschland 2009 erleben durften, und so werden möglicherweise beim Konzert am 23. April im Düsseldorfer Stahlwerk nicht nur »neue« Gäste vor Ort sein, sondern sicherlich auch der eine oder andere, der sich von dem Auftritt im Kölner Palladium nachhaltig beeindruckt zeigte. Denn auch Tom verspricht abschließend: »Es gibt einfach jede Menge Abwechslung auf der Bühne, wenn wir ständig in Bewegung sind, um unsere Instrumente zu wechseln. Auch ein positiver Effekt.«