Ein Nachtrag: Bittersüßes Olympia

Ein Nachtrag: Bittersüßes Olympia

Ich war noch nie sonderlich sportinteressiert. Der Fußballbundesligazirkus tangiert mich noch am ehesten, häufig aber mehr zwischenmenschlich als fußballerisch. Tour de France, Formel 1 und Olympia dagegen langweilen mich in einen komatösen Zustand des Desinteresses. Gut, Radsport gibt es inzwischen ohnehin nur noch auf den Spartenkanälen und im Kleingedruckten der Zeitungen, die Formel 1 wird auf RTL gezeigt – all dem kann man durch das Ignorieren der entsprechenden Taste auf der Fernbedienung geschickt ausweichen. Nicht aber Olympia.

Schlimm genug, dass man seine eigene Unsportlichkeit und Disziplinlosigkeit in diesen Wochen überdick aufs Brot geschmiert bekommt, auch ist es mir schleierhaft, wie der Mensch ganze Wochen im Namen des Sports auf dem Sofa vor sich hin vegetieren kann. Ist Olympia nicht nur eine willkommene Ausrede für die eigenen Lethargie und mangelnde Körperertüchtigung?

Mit ist es doch völlig schnuppe, wer wo was in welcher seltsamen Sportart gewonnen hat. Bogenschießen. Militaryreiten. Ringen. Synchronschwimmen. Mein Mitleid gehört den gequälten Kinder der Rhythmischen Sportgymnastik. Ich kann mir nicht vorstellen, dass auch nur eines von ihnen nicht lieber mit seinen Freunden im Wald Gruben ausheben und Baumhäuser bauen würde, als sich für den Sport und beim Sport selbst zu verbiegen. Meinen Respekt haben die – hoffentlich freiwilligeren – Kunstturner, die über eine Körperbeherrschung befügen, die ihnen sicherlich auch im täglichen Leben einiges erleichtert. Das Überspringen von plötzlich auftauchenden Hinternissen im innerstädtischen Bereich ist ein Klacks. Und sich einen Platz an der Querstange in der übervollen U-Bahn zu sichern ebenso … Wenn ich aber an Olympia denke, denke ich an Ritter Sport – und das ist defntiv die Disziplin, die ich am besten beherrsche.

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