Er war stets bemüht … der Loser

Er war stets bemüht … der Loser

Ich frage mich schon eine Weile – nachdem in der Politik ja bereits darüber diskutiert wurde, Ehen nach sieben Jahren auslaufen zu lassen, um die Scheidungsrate zu verringern – warum man dem nicht vorweg greift, und ein Beziehungszeugnis zur Pflicht macht. Im Arbeitsleben ist das schließlich gang und gäbe.

Mir hätte das in der Vergangenheit viel Zeit und noch mehr Ärger mit unehrlichen, dauernörgelnden, geizigen Jammerlappen und Blendern erspart, die am ersten gemeinsamen Abend noch mit dem Bezahlen der Rechnung auftrumpften, alles aus ihrer am Ende dann doch nur mau bestückten Charmekiste hervorkramten und zunächst einen recht eloquenten Eindruck machten. Dass sie ihre perfekt auswendig gelernten Weisheiten lediglich bei einem ihrer Kommilitonen geklaut hatten, der eben öfter als einmal die Woche eine Vorlesung besucht, ist oft auf den ersten Blick nicht so klar zu erkennen.

Auch dass sie – weltoffen wie sie zunächst tun – im Grunde Emanzipation ebenso überflüssig wie Treue und Frauen für Nutzvieh halten, sagen sie selten beim ersten Date und schon gar nicht vor dem ersten Sex. Ihre Leidenschaft für russische Prostituierte mit Namen wie Olga oder Nadja sowie ein gewisses und nicht zu verachtendes Suchtpotential hinsichtlich harter wie weicher Drogen werden ebenfalls gern unter den Teppich gekehrt. Beides bemerkt man als Frau oft erst, wenn es zu spät ist. Und das ist es eigentlich bereits nach der ersten verschwendeten Minute, denn die bringt einem niemand mehr zurück.

Ich wäre dafür, dass jede Frau bei der Abgabe ihres einstigen Lieblingsmannes diesem ein Zeugnis ausstellt. Darin werden sowohl soziales Verhalten als auch körperliche Auffälligkeiten festgehalten. Tischmanieren kommen hier ebenso zum Tragen, wie bevorzugte Sexualpraktiken, schlechte Angewohnheiten und unangenehme Körpergerüche.

Zu Grunde legen kann man hier den bereits für Arbeitszeugnisse entwickelten Formulierungscode. Und das würde dann in etwa so klingen: „Herr Max Mustermann, geboren am 16.05.1979, trat am 23.06.2005 seine Anstellung in meinem Leben an. Zu seinen Aufgaben gehörten die moralische Unterstützung in sämtlichen Lebenslagen, meine sexuelle Befriedigung in ebenfalls sämtlichen Lebenslagen sowie absolute Ehrlichkeit, 100%ige Zuverlässigkeit und sehr viel Humor. Er war stets bemüht, seinen Aufgaben zu meiner Zufriedenstellung nachzukommen und außerdem für alles Neue äußerst aufgeschlossen. Herr Mustermann verlässt die Beziehung auf mein ausdrückliches Bitten. Ich wünsche ihm für seinen weiteren privaten Lebensweg nichts Gutes, keinerlei Erfolg und sage nur: Finger weg, es lohnt nicht.“

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