Als 2010 mit „Man Alive“ das erste Album des vierköpfigen Musikerkonglomerats aus Manchester, Newcastle und Kent erschien, waren die Meinungen bei Fans und Kritikern einhellig ob der Einzigartig seines Sounds. Man sollte meinen, dass Lobeshymnen wie diese eine Band für die Produktion ihres zweiten Albums unter Druck setzen, doch scheinen Everything Everything hiervon gänzlich unberührt.
Nur so ist es ihnen auch mit ihrem neuen Longplayer nun gelungen, auf ganzer Linie zu überzeugen. Alle 13 Songs auf „Arc“ stehen für sich und bilden doch eine Einheit. Filler sucht man hier vergeblich.
Dass hinter diesen Produktionen vier Studenten der Musikwissenschaft stecken, mag die musikalische Aufgeschlossenheit erklären. Es mag auch erklären, dass Everything Everything immer wieder komplizierte Melodie- und Tempiwechsel gelingen, ohne dabei total verspult zu wirken. Der Opener „Cough Cough“ fügt den zunächst wohl etwas gewöhnungsbedürftigen Falsettgesang von Jonathan Higgs mitsamt einer eingängigen Popmelodie perfekt in das perkussive Gerüst des Songs ein. Das darauf folgende „Kemosabe“ beginnt ebenfalls treibend, ehe es sich mit Higgs Stimme und einem funky Popbeat vereint. Mit „Torso Of The Week“ steht dann der erste etwas zurückgenommene Song an, während „Duet“ im Anschluss das Tempo wieder anzieht. Das balladeske „Choice Mountain“ hat fast electropoppige Züge, ehe „Feet For Hands“ in folkiger Singer/Songwriter-Marnier beginnend erneut mehr Gas gibt.
Everything Everything gelingt es, den Hörer von einem Extrem ins andere zu führen, ohne ihn dabei zu überfordern. Raffinierte Songstrukturen, eingängige Melodien mit Popappeal und natürlich Higgs Gesang, angereichert mit spaciger Vocalunterstützung seiner Kollegen, bilden die drei Grundpfeiler dieses Albums. Mal emotional, mal sperrig, durchgehend tiefgründig, atmosphärisch und absolut vielseitig. Einflüsse von Bands wie Radiohead, Elbow und die frühen Coldplay sind immer mal wieder hörbar.
Mit „Arc“ ist den Briten erneut ein wahres Meisterstück gelungen, das von der Norm abweicht und ein untrüglicher Beweis für das außerordentliche Talent der vier Bandmitglieder ist. Aber „Arc“ ist auch ein Album, das sich nicht beim ersten Hören in seiner Komplexität erfassen lässt. Es ist es wert, immer und immer wieder gespielt zu werden und wird dafür den Hörer immer und immer wieder mit neuen akustischen Entdeckungen belohnen.