Gemeinhin wird Nordlichtern ein eher unterkühltes Gemüt zugeschrieben. Still, ruhig und zurückgezogen soll er sein, der Mensch aus Norddeutschland. Das mag so weit stimmen, und doch bestätigen Ausnahmen bekanntermaßen jede noch so bescheuerte Regel. Und solche Ausnahmen treten gerne mal in Gruppen von – sagen wir – drei Personen auf, füllen jede noch so große Bühne mit Leben und nehmen in Songs wie „Nordisch By Nature“, „Jein“, „Bettina, zieh dir bitte etwas an“, „Emanuela“ und „Schwule Mädchen“ kein Blatt vor den Mund.
In unserem aktuellen Fall sind das Doktor Renz, König Boris und Björn Beton aka Klaus, Klaus & Klaus oder auch schlicht Fettes Brot, die im Grunde schon immer ein Garant für gute Laune im HipHop-Format und spitzfindige, aus dem Leben gegriffene Raptexte sind.
Vor rund drei Jahren hatten sich Fettes Brot als Band für unbestimmte Zeit aus dem Musikbusiness verabschiedet. Boris wandelte als Der König Tanzt eine Weile auf elektronischen Solopfaden, bis im Sommer dieses Jahres mit „Kuss, Kuss, Kuss“ eine erste neue Single des Trios erschien und die Pause offiziell beendete. Nun ist es da, das neue Album, und bei dem ist schon der Titel, „3 is ne Party“, eine klare Ansage. Eskalation als Religion, so scheint die Regel auch fünf Jahre nach der Veröffentlichung des letzten Studioalbum „Strom und Drang“ zu lauten. Eine Raketenreise – so nennen sie es selbst, was in 45 Minuten musikalisch durch die Jahrzehnte der raporientierten Musikgeschichte führt und Tanzbeine schwingen lässt. Auslöser soll eine Scheibe von 1983 gewesen sein, und hier beginnt dann auch die rasante Zeitreise, mit einem musikalischen Zitat aus Sexual Harassments „If I Gave You A Party“. Fettes Brot klingen auf „3 is ne Party“ hochmotiviert, ein wenig so, als ginge es darum, es all den ihnen nachfolgenden jungen Hüpfern noch mal so richtig zu besorgen – oder auch zu zeigen. Zu zeigen, dass sie – zwar inzwischen selbst in die Jahre gekommen – noch lange nicht zum alten Eisen gehören, das sich gerne auf ein paar Hits in den 90er-Jahren ausruht und ansonsten nichts mehr zustande bringt. Überambitioniert hat es Björn in einem Interview mal genannt, und tatsächlich wirken die drei Kläuse jünger, frischer und moderner als je zu vor, lauter, energetischer und eben komplett auf Party eingestellt. Das mag nicht jedem eingefleischten Fan schmecken. Klassische Kommentare zu „Kuss, Kuss, Kuss“ wie „Wo bleiben Oldschool Beats und der HipHop?“ machten das bereits deutlich. Etwas, dass die drei Hamburger nicht jucken dürfte, haben sie sich doch schlicht die Freiheit heraus genommen, selbst zu entscheiden, was gefällt. Nach dem Prinzip „Friss oder stirb“ ist es nun dem Fan überlassen, sich ihnen anzuschließen und eine verdammt gute Zeit zu haben – unterm Strich macht „3 is ne Party“ nämlich eine Menge Spaß – oder ewig gestrig nach den alten Zeiten zu verlangen.