Was bin ich froh, dass ich gerade nicht flugverreisen muss. Man weiß ja derzeit nie so genau, ob man nicht am Flughafen ankommt, voller Vorfreude auf den lange zusammengesparten Trip auf die Kanaren/Balearen/Antillen/Lakkadiven, und dann dort mal wieder der Streikkultur gefrönt wird. Das erspare ich mir, in dem ich einfach daheim bleibe. Da ist es doch sowieso am Schönsten, heißt es. Aber woher soll ich es auch besser wissen, war ich doch viele Jahre zwar häufig Ibiza und sogar einige Male in NYC, aber sonst habe ich auch noch nicht so viel gesehen. Neulich fiel mir auf, dass ich z.B. noch nie in Italien war. Und auch Thailand und Bali, gern gewählte Reiseziele meines Bekanntenkreises, sind mir nach wie vor fremd.
Dabei ist es nicht mal so, dass mich all das nicht interessieren würde. Neuseeland. Island. Amerikas Westküste. Südamerika. Australien. Kanada. Gut, Asien reizt mich nur eingeschränkt, bereiten mir Überbevölkerung, Essgewohnheiten und andere Absonderlichkeiten ein wenig Sorge. Aber ansonsten gibt es so viele Fleckchen auf dieser Erde, die eine Reise sicher wert sind. Ich versuche bereits seit zwei Jahren mal nach Brügge zu kommen, und nicht mal das klappt. 300 unüberbrückbare Kilometer. Irgendwas ist immer. Meist schlechtes Wetter. Warum irgendwo hin fahren, um sich dann dort – vor wunderschönerer Kulisse – im Regen den Hintern abzufrieren?
Und man kann im Ausland ja auch so vieles falsch machen. Umarme keinen Chinesen und schenke ihm bloß keine Blumen, wonach mir Angesichts des neuesten chinesischen Trends von Lebendschlüsselanhängern (kleine Tiere, eingeschweißt mitsamt Flüssigkeit, die nach wenigen Tagen eingehen) gerade ohnehin nicht ist. Da dort mit Blumen traditionell nur Tote geehrt werden, passt es aber auch schon wieder. Zwar gelingt es mir auch an deutschen Theken kaum, zu später Stunde die Einladung zum Wodka auszuschlagen, in Russland macht man sich damit dann aber gleich Feinde, ist die Absage des Getränks doch gleichbedeutend mit der Ablehnung der Freundschaft. Meine geliebte Pünktlichkeit ist in Spanien eine Unhöflichkeit, Kuchen in Luxemburg isst man mit Messer und Gabel. In Griechenland wird bei Nein genickt und bei Ja der Kopf geschüttelt. Verwirrend, und womöglich ist das auch einer der Gründe für die Misere, in der sich das Land derzeit befindet. So entstehen Missverständnisse …