Für Jörg Kachelmann läuft es aktuell nicht so wirklich rund, dabei hatte ich schon fast geglaubt, sein Draht zu dem, der das Wetter macht, sei beinahe übermenschlich. Eine ganze Weile schien es, als sei mit ihm der früher in diesem Jahr schon fast fühlbare Sommer in der U-Haft verschwunden.
Doch offenbar habe ich den Einfluss des bei vielen Fernsehzuschauern einst so beliebten, heute von selbigen bereits vorverurteilten Actimell-Befürworters da doch ein klein wenig überschätzt, denn jetzt soll er ja bald zurückkommen. Der Sommer, nicht der Kachelmann.
Doch so gut Sonne und Wärme für das Gemüt sind, so sehr setzt einen das gute Wetter auch unter Druck. Frauen in erster Linie, denn sobald es beinahe täglich in den nächstgelegenen Hippie-Park oder an das ach so angesagte, wenngleich auch noch so dreckige Baggerloch geht, sollte nicht nur die im Mai meist noch meilenweit entfernte Bikinifigur sitzen. Auch kann die Rasur der über die kalten und häufig in Wolle gehüllten Wintermonate immer mal wieder aus Bequemlichkeit („sieht ja eh keiner“) lang gezüchteten Achsel-, Scham- und Beinbehaarung in dieser Zeit natürlich nicht länger vernachlässigt werden.
Wer hier nicht direkt mit Wachs, Epilation oder gar Lasertechnik dem Problem zu Leibe rücken möchte, sieht sich nun beinahe täglich – abhängig vom Testosterongehalt der Probandin – seinen eigenen unangenehmen wie unansehnlichen Stoppellandschaften ausgesetzt. Entweder, man investiert also von nun an einen Großteil seines hart verdienten Geldes in völlig überteuerte aber dafür supersanfte Spezialklingen für ebenso überteuerte aber supersanfte Ladyshaver in den Farben Pink oder Türkis, oder man weigert sich standhaft, sich dem gesellschaftlichen Zwang der Ganzkörperrasur zu unterwerfen und lässt wachsen.
Würde sich auch nur ein geringer Teil der weiblichen Bevölkerung, der nicht im Hartz-IV-Elend vor sich hinsiecht oder einfach „mehr so der ganz natürliche Typ“ ist, sondern stattdessen Wert auf Optik, Stil und Körperpflege legt, für diesen Weg entscheiden, würde das einen gänzlichen neuen Markt erschließen, was neue Arbeitsplätze schafft und das Wirtschaftswachstum fördert: Intimhaarschmuck.
Warum nicht einfach mal kleine, hübsche Glitzerperlen in den Farben Pink oder Türkis in die Achselbehaarung einflechten? Oder kleine Glücksbringer in die Scham knoten? Schmerzfreier als der bisher bekannte Intimschmuck ist das allemal. Ich sehe ganze Läden – ach was sag ich – ganze Ladenketten, die sich dem Verkauf solcher Accessoires verschrieben haben. Mit Swarovski-Kristallen besetzt, in Gold, in Silber und Platin, in allen erdenklichen Farben und Formen und für jede Gelegenheit passend – vom ersten Sex auf der Rückbank bis zum öffentlichen Auftritt im Bundestag. Aber auch preisgünstigere Varianten sind schon bald in jeder H&M-Fililae zu finden und die anfängliche Exklusivität schwindet schnell. Intimhaarschmuck wird zum Massenphänomen.
Denkt mal darüber nach, ich lasse derweil bis zum ersten Wachsen wachsen.