„Friedhof der Kuscheltiere“: Stephen-King-Remake schwächelt emotional

„Friedhof der Kuscheltiere“: Stephen-King-Remake schwächelt emotional

35 Jahre nach dem Erscheinen des Buchs von Stephen King kommt „Friedhof der Kuscheltiere“ noch einmal ins Kino. Im direkten Vergleich zur ersten Verfilmung des Stoffs um wiedererweckte Tote läuft einiges gut, dennoch nicht alles richtig.

„Carrie“ und „Es“ haben es 2013 und 2017 mehr oder weniger gut vorgemacht: Neuauflagen in die Jahre gekommener Stephen-King-Verfilmungen haben ihren Reiz und locken die Menschen ins Kino. Wichtig dabei ist es allerdings, einen neuen Ansatz zu finden und nicht stumpf die bekannte Geschichte nachzuerzählen. Während aus den Genannten eher Coming-of-Age-Dramen mit Gruselmomenten wurden, bleibt „Friedhof der Kuscheltiere“ dem Genre Horror treu. Hier setzt das Regieduo Kevin Kölsch und Dennis Widmyer stattdessen auf ein paar andere Neuerungen.

Doch zunächst zum Grund-Plot: Louis und Rachel Creedy – gespielt von Jason Clarke und Amy Seimetz – verlassen die Stadt, um auf dem Land glücklich zu werden. Mit ihren Kindern Gage (Hugo und Locas Lavoie) und Ellie (Jeté Laurence) beziehen sie ein neues Haus fern lebendiger Geschäftigkeit und schließen Freundschaft mit dem verschrobenen Nachbarn Jud Crandall (John Lithgow). Der lebt hier schon sein ganzes Leben und weiß um den besonderen Tierfriedhof, der hinter dem neuen Heim der Familie Creedy liegt. Vor allem der dahinter versteckte Indianerfriedhof birgt ein düsteres Geheimnis, dem der Arzt Louis dank Jud näherkommt, als die Familienkatze überfahren wird. Auf dem verwunschenen Teil der Ruhestätte begraben, kehrt das Fellknäuel alsbald von den Toten zurück und ist nun gar nicht mehr so kuschelig wie noch zuvor. Und obwohl auch Louis das begreift, fällt er eine fatale Entscheidung, als es zu einem weiteren tragischen Unglück kommt …

Fatale Regie-Entscheidungen

So weit, so bekannt. Wie schon der Trailer verrät, kommt nicht wie im Buch und dessen erster Verfilmung Sohn Gage ums Leben, sondern seine ältere Schwester Ellie. Das eröffnet dem Bösen ein weitaus größeres Spektrum, weil ein achtjähriges Kind einem dreijährigen in Sachen Aktionsspielraum einiges voraushat. Die wiedererwachte Ellie ist jedenfalls ein ziemlich unsympathischer Charakter, der nicht mal mehr seiner eigenen Mutter Freude bereitet. Nur Louis scheint in seinem Schmerz und seiner Verzweiflung den Blick fürs Wesentliche und Hässliche verloren zu haben.

Dass der den Vater verkörpernde Jason Clarke ein größeres schauspielerisches Talent besitzt als sein Vorgänger Dale Midkiff, ist einer der große Pluspunkte der Neuauflage. Auch die technischen Möglichkeiten haben sich seit damals eklatant verbessert. Die Lächerlichkeit der als auferstandener Junge durch die Gegend geworfenen Horrorpuppe bleibt einem jetzt erspart. Dafür wird an der einen oder anderen Stelle unnötige Effekthascherei betrieben. So wirkt der Indianerfriedhof mit all seinem Nebel im dunklen Wald doch ein bisschen deplatziert. Optisch wie akustisch gut gelungen sind dagegen die Rückblenden in Mutter Rachels Kindheit, die das Leid aufdecken, das Leben und Tod der durch Rückenmark-Meningitis entstellten Schwester auslösen.

Trauer und Verlust verkommen zur Nebensache

Allerdings haben sich die Macher auch für einige inhaltliche Änderungen entschieden, die weniger gut funktionieren. So kommt der nach einem Autounfall lädierte und verstorbene Schüler Victor, der Louis als mahnendes Element erscheint, ein wenig zu kurz. Andere Figuren tauchen gar nicht erst auf. Und das Ende hat mit der Buchvorlage dann so gar nichts mehr gemein. Vieles davon geht leider zulasten der Emotionalität. Das eigentliche Kernthema der Geschichte, nämlich der Umgang mit Trauer und Verlust, kommt aufgrund moderner Show-Effekte und der massiven Kürzungen kaum zum Tragen beziehungsweise wird recht schnell abgehandelt.

Dass das legendäre „Pet Sematary“ von den Ramones im Abspann durch eine recht langweilige Coverversion der aus L.A. stammenden Rockband Starcrawler ersetzt wird, ist eine weitere Enttäuschung, mit der Fans der ersten Stunde klarkommen müssen. Damit ist „Friedhof der Kuscheltiere“ gerade mal gruseliger Durchschnitt mit ein paar netten Schock-Ideen, aber leider auch mindestens genauso vielen Schwachpunkten.

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