Neulich musste ich zum wiederholten Male feststellen, dass – verdient man sein Geld im weitesten Sinne mit dem Schreiben mehr oder weniger bedeutsamer Texte – in einer Zwickmühle steckt. Zum einen kann es natürlich den eigenen Schreibstil beflügeln, Bücher großer Dramatiker und Lyriker zu lesen. Auch gute Geschichtenerzähler und überhaupt jegliche Form von Wortakrobat ist gemeinhin eine Bereicherung im Leben eines Autors, Redakteurs, Journalisten, Texters oder auch schlicht Bloggers. Sollte man meinen. Was aber, wenn einen Texte von eben jenen großen Schriftstellern und Künstlern eher einschüchtern als ermutigen? Sie einem vor Augen führen, dass man selbst nicht mehr ist als ein sich windender Wurm in der staubigen Erde des überproportional großen Schreibgeschäfts?
Wie geht man am besten mit den eigenen Unzulänglichkeiten um? Alles, was man für besser als den eigenen Senf erachtet, einfach ignorieren? Sich nach unten orientieren, „Shades of Grey“ und „Feuchtgebiete“ lesen und so irgendwann selbst davon überzeugt sein, dass nur man selbst das Nonplusultra der Schreibkunst darstellt? Leider sieht dann auch nur man selbst das genau so. Das führt zwangsläufig zu Größenwahn auf der einen und Ächtung auf der anderen Seite. Ein bisschen so wie die Hoeneß-Geschichte, nur eben in einem anderen thematischen Zusammenhang.
Oder ist es nicht besser, zu akzeptieren, dass man eben nur dieser sich windende Wurm ist, aber zumindest einer, der lebt und über den Hauch eines Gehirns verfügt, das Verbesserungen zulässt? Nicht jeder kann ein Shakespeare, Homer oder Aristoteles sein. Nicht jeder kann Texte wie Thomas Mann, Franz Kafka oder meinetwegen auch Sybille Berg schreiben. Viele können sie nicht einmal wirklich lesen und verstehen. Aber es kann ja auch nicht jeder Filmemacher einen Hollywood-Blockbuster oder einen prämierten Arthouse-Klassiker erschaffen. Sowie Justin Bieber eben auch nie ein zweiter Michael Jackson wird und Veronika Ferres im Leben keine Schauspielerin, die ich ernst nehmen kann.