… wie Homophobie und Hexenjagd. Zwei Dinge, die nichts Gutes haben.
Homophob ist ganz offenbar Marijus Adomaitis aka Mario Basanaov aka Ten Walls. Was diese Woche in den Sozialen Medien und auch sonst mit ihm geschehen ist, ist allerdings ebenso mittelalterlich wie seine Denke. Durch einen unpopulären, dummen und eben schlimm homophoben Post bei Facebook hat sich der bis dato recht erfolgreiche DJ und Produzent aus Litauen ins gesellschaftliche und berufliche Aus geschossen. Homosexualität mit Pädophilie gleichzusetzen, zeugt sicher nicht von einer aufgeklärten und toleranten Haltung. Dennoch ist es seine – bedauernswerte – Meinung, die er frei geäußert hat. Ein Grundrecht. Und natürlich ist es jedem freigestellt, ihn dafür zu kritisieren. Doch auf Hass mit noch mehr Hass zu reagieren und sich dennoch über den Mann zu stellen, scheint mir wenig hilfreich und nicht minder intolerant.
Adomaitis ist in einem winzigen osteuropäischen Land aufgewachsen, das Homosexualität in weiten Teilen tabuisiert. Er ist womöglich mit Eltern und Freunden groß geworden, die eben jene Einstellung ebenso vertreten bzw. eigentlich keine echte Haltung dazu haben. Niemand wird mit einer solchen Denkweise geboren. Doch anstatt doch mal zu hinterfragen, wie die Situation dort für Homosexuelle ist und es zum Anlass zu nehmen, den Spot darauf zu richten, wird der Fokus auf einen Einzelnen gelenkt.
Mir stellt sich zudem die Frage, wieso Adomaitis trotz seines Jobs in dieser ach so toleranten Szene seine Meinung nie revidieren konnte. Ohne Gay-Community keine Housemusic, wie wir sie heute kennen. Und ohne die wiederum kein Ten Walls. Doch wie weit ist es heute noch her mit der viel beschworenen Toleranz, die einst eine wichtige Triebfeder der Technobewegung war? Menschen werden nicht in Clubs gelassen, weil sie die falsche Kleidung tragen. Manche Läden in Berlin sind als Touristenschuppen verschrieen und werden von ‚Berlinern‘ gemieden, denn die möchten lieber unter sich feiern. DJs werden öffentlich diskreditiert, weil sie in den Augen anderer die falsche Musik spielen. Die Liste an Intoleranz innerhalb der Szene ist lang, und die Reaktionen auf Adomaitis’ Post unterstreichen das.
Alle ergötzen sich jetzt an seinem Untergang, wollen ein Teil davon sein, glauben, Stellung beziehen zu müssen. Ganz gleich ob Teil der Szene, Fan oder Facebook-Nutzer, der das Geschehene irgendwo aufgeschnappt hat. Das geschieht in einem Maße, das in keiner Relation mehr steht. Offenbar hat Ten Walls jegliche Form von Empathie verspielt. Doch ist er trotz seiner beschissenen Einstellung kein Mörder, Vergewaltiger oder Kinderschänder und am Ende doch immer noch ein Mensch, der die Chance bekommen sollte, sein Denken zu ändern.