Zum wiederholten Mal leiht Hape Kerkeling dem Schneemann Olaf aus der Disney-Produktion „Die Eiskönigin“ seine Stimme. Mit n-tv.de sprach er über die Liebe, Parallelen zur Figur und die Möglichkeit einer Rückkehr ins Fernsehen.
Der Mann, der der Welt Filme wie „Kein Pardon“ und „Samba in Mettmann“ bescherte, mit Shows wie „Total Normal“ und „Darüber lacht die Welt“ die TV-Unterhaltung aufmischte, wird heute im Fernsehen vermisst wie kaum ein anderer. Viele seiner Gags gingen in die Annalen der Comedy-Geschichte ein. Man denke nur an das legendäre „Hurz!“ oder die Figuren Hannilein, Horst Schlämmer, Siegfried Schwäbli und Uschi Blum.
Vor rund fünf Jahren schon zog sich Kerkeling aus dem TV-Business zurück. Seither konzentriert er sich aufs Schreiben von Büchern, die sich verkaufen wie geschnitten Brot. „Ein Mann, ein Fjord“, „Ich bin dann mal weg“ und „Der Junge muss an die frische Luft“ funktionierten aber nicht nur in den Buchhandlungen, sondern auch an den Kinokassen.
Neben der Schreiberei tritt der heute 54-Jährige immer mal wieder noch im Synchronstudio hinters Mikro, wie 2013 für „Die Eiskönigin – Völlig unverfroren“ und vier Jahre später bei „Die Eiskönigin – Olaf taut auf“. Und eben jenem Schneemann verleiht Kerkeling mit seiner noch immer jugendlichen Stimme nun erneut einen entwaffnenden Charme voller Herzlichkeit, Zuversicht und liebenswürdiger Naivität. Im Interview mit n-tv.de hat Hape Kerkeling verraten, was ihn mit der Figur Olaf verbindet, und ob seine Fans auf eine Rückkehr ins Fernsehen hoffen dürfen.
n-tv.de: Herr Kerkeling, was ist die besondere Herausforderung daran, einem animierten und von Natur aus kalten Charakter wie Schneemann Olaf eine Stimme zu geben?
Hape Kerkeling: Zwischen dem ersten Film und dem zweiten lagen ja jetzt schon fünf oder sechs Jahre, auch wenn es mit „Olaf taut auf“ zwischendurch ein Special gab. Es ist also schon ein paar Jahre her, dass man die Stimme zum letzten Mal gesprochen hat und in Olaf hineingeschlüpft ist. Da brauche ich dann schon eine Stunde, um warm zu werden und wieder in die Rolle reinzukommen. Ich versuche, an den Schneemann, der rein äußerlich betrachtet ein kaltes Geschöpf ist, mit so einer gewissen Wärme heranzugehen. Die Erwartungshaltung ist natürlich enorm, die Vorlage (Josh Gad – Anm.d.Red.) ist grandios. Ich versuche, zu balancieren, zu jonglieren, sodass ich das immer wieder hinbekomme. Es macht auf jeden Fall großen Spaß und ist immer wieder eine Herausforderung.
Was bekommen Sie an die Hand, um sich auf die Figur einzustellen?
Ich bekomme die englische Fassung zu sehen. Da merke ich dann schon, was in der Figur so alles an Herausforderungen schlummert. Ich habe mich zum Teil weggeschüttet vor Lachen und mich richtig gefreut auf das Sprechen der einen oder anderen Passage. Es gab aber auch welche, vor denen ich echten Respekt hatte, zum Beispiel, wenn Olaf dem Volk des Waldes in 30 Sekunden – quasi im Schweinsgalopp – erklärt, was im ersten Teil so alles passiert ist. Das war schwierig, hat aber auch viel Spaß gemacht. Und die Szene, in der Olaf in eine heikle Situation kommt, davor hatte ich auch einen Heidenrespekt.
Olaf ist sich sicher, die Welt endlich zu verstehen, wenn er erstmal erwachsen ist. Sie sind erwachsen, verstehen Sie die Welt?
Wir alle dürfen Kindern nicht sagen, dass man auch als Erwachsene nichts versteht. Kinder sollen hoffen, dass sie eines Tages alles verstehen. Und wenn man erwachsen ist, finde ich, versteht man, warum man nichts versteht. Das ist ja auch eine Art von Verstehen. Ich kenne niemanden, der alles versteht. Nicht einmal die Hälfte. (lacht)
Gibt es etwas, das Sie gern verstehen würden, bei dem Sie die Hoffnung darauf aber längst aufgegeben haben?
Wie das Weltall so tickt, wüsste ich gerne mal. Aber da werde ich nicht als Einziger dran scheitern. (lacht)
Die Moral dieser wie jeder Disney-Geschichte ist, dass Liebe die Lösung für alles ist. Glauben Sie das auch?
Das ist doch wahr. Natürlich. Es geht um Liebe, alles andere ist nebensächlich. Liebe führt zu all dem, was man sonst noch braucht im Leben. Humor, Gesundheit … Liebe ist entscheidend.
Aber ist das mit dem Humor und der Liebe nicht ein bisschen wie die Sache mit dem Huhn und dem Ei? Findet man die Liebe nicht eher, wenn man Humor hat, oder doch eher den Humor, wenn man die Liebe gefunden hat?
Das ist sehr schön. Aber ich glaube wirklich, dass man ohne die Liebe keinen Humor findet. Ich würde nicht meine Hand dafür auf die Bibel legen und das beschwören, aber mein Gefühl sagt mir, dass die Liebe zuerst da war. Ich glaube, es gibt Liebe unter Tieren, Pinguine oder Papageien zum Beispiel. Wobei Papageien auch Humor haben. Jetzt bin ich mir nicht mehr sicher, vielleicht haben Sie doch recht.
Aber so viele Tiere, die ihr Leben lang zusammenbleiben – aus Liebe – gibt es ja gar nicht.
Naja, Papageien zum Beispiel. Das ist wie ein „Fun Fact“ von Olaf. (lacht)
Merken Sie sich die „Fun Facts“, die Sie als Olaf im Film erzählen? Die Sache mit den pupsenden Schildkröten zum Beispiel – ohne hier zu spoilern.
Das traue ich mich nie, in der Öffentlichkeit zu erzählen, weil die Leute mich völlig irritiert angucken. (lacht) Ich habe das mit dem „Fun Fact“ auch in meinem Sprachgebrauch übernommen, immer wenn ich etwas Lustiges erzähle.
Und überprüfen Sie die „Fun Facts“ auch, ehe Sie sie weitererzählen? Stimmen die alle?
Natürlich stimmen die. Die muss ich nicht überprüfen, das hat ja Olaf gesagt. (lacht)
Ist ein solcher Synchron-Job eine schöne Abwechslung zum Schreiben oder reißt Sie das auch schon mal aus einem Projekt vollkommen raus?
Es reißt mich raus, aber es ist eine willkommene Abwechslung. Es ist ganz gut, dass ich nicht die ganze Zeit schreibe, sondern zwischendurch mal einen Film drehe oder synchronisiere.
Sie haben dem Fernsehen vor einiger Zeit den Rücken gekehrt. Haben Sie den Schritt je bereut?
Vor fünf Jahren habe ich gesagt: „Keine großen Shows mehr.“ Ich hatte zwischendurch ein Angebot, bei dem ich kurz davor war, zu sagen: „Oah, das mache ich.“ Dann habe ich mich in letzter Sekunde noch gebremst. Eine Garantie kann ich nicht dafür abgeben. Wenn da irgendein Format kommt, bei dem ich denke, darauf habe ich richtig Lust, kann es schon sein. Aber ich kann es mir fast nicht vorstellen.
Beobachten Sie, was im Bereich TV-Comedy derzeit so passiert?
Ich bin Fernsehliebhaber, ich gucke alles. Ich gucke aber auch sehr absurde Programme, gerne mal eine Dokumentation. Ich schaue auch Comedy-Programme, und das meiste, was ich sehe, mag ich.
Da hat sich in den letzten Jahren ja einiges getan auf dem Sektor.
So viel Comedy wie heute war noch nie und das ist toll.
Gibt es etwas Neues, das Ihnen besonders gefällt?
Ich mag generell, was Luke Mockridge macht. Das mag ich sehr, das gefällt mir gut. Tahnee und Chris Tall finde ich auch lustig.
Ein Bekannter von mir, eigentlich ein totaler Metal- und Horrorfilm-Geek, ist ein riesiger Fan von Ihnen und findet, dass „Kein Pardon“ einer der besten Filme ist, die je gemacht wurden.
Das ist mir schon oft passiert. Also, dass so Hardrock-Nerds und Heavy-Metal-Leute völlig auf das abfahren, was ich mache, was mich übrigens total freut.
Ihm habe ich angeboten, Ihnen eine Frage zu stellen. Und die kommt jetzt: Was haben Sie dafür getan, um nicht wie Heinz Wäscher aus „Kein Pardon“ zu werden?
(lacht) Ich kann nicht meine Hand dafür ins Feuer legen, dass das zeitweise nicht doch so war. Im Ansatz war ich das vielleicht manchmal. Was tut man dagegen? Ich gucke auf mich drauf und versuche, meine Handlungen ein bisschen auch von oben zu betrachten, soweit das für einen Menschen möglich ist. Dann finde ich, dass ich manchmal ganz schön tapsig bin und mich blöd benehme. Und dann finde ich das ganz lustig. Das hat es wahrscheinlich verhindert, dass ich zu so einem ganz schrecklichen Showbusiness-Arschloch geworden bin.
Sind Sie aufgrund des Tapsigen genau die richtige Person, um Olaf zu sprechen? Hat man Ihnen den Synchron-Job damals womöglich deswegen angeboten?
Ja, das kann schon sehr gut sein. (lacht)
Was werden wir als Nächstes von Ihnen hören, sehen oder lesen?
Ich habe gerade einen Film mit Bully Herbig abgedreht, „Der Boandlkramer und die ewige Liebe“. Der kommt im nächsten Jahr raus. Ich glaube, das wird ein ganz schöner Film.