Wenn man James Vincent McMorrow zum ersten Mal hört, neigt man unweigerlich dazu, Vergleiche zu ziehen. Vergleiche zu Bon Iver zum Beispiel, pickt man sich allein mal dessen „Skinny Love“ heraus … Auch McMorrow trifft die ganz hohen Töne. Auch McMorrow ist eins mit seiner Gitarre, und auch seine Songs sind von einer schmerzlichen Melancholie gezeichnet, geführt von wundervollen Melodien und berührenden Texten. Soweit die Parallelen zu Bon Iver. McMorrow allerdings stammt nicht aus den USA, sondern aus Irland, veröffentlichte 2011 mit „Early In The Morning“ ein erstes, mit „Post Tropical“ nun sein zweites Album. Beinahe schüchtern trägt er seine Songs vor, die auf berührende Weise verletzlich, tiefgründig, tragisch, aber auch tröstend sind.
Pianoläufe, Handclaps, Bass-Arrangements und Drums finden ihren Platz und schaffen die perfekte Grundlage für McMorrows bisweilen eigentümlichen Gesang. Glaubte man bisher, dass eine Falsett-Stimme über die Länge eines ganzen Albums irgendwann anstrengt, wird man – zumindest in diesem Fall – eines besseren belehrt. Vielmehr entführen einen McMorrows Vocals in völlig neue Sphären, lassen vor dem inneren Auge eine angenehme Einöde entstehen und halten die Zeit für eine Weile an. McMorrow berührt den Hörer tief und eröffnet ihm womöglich Gefühlswelten, die ihm neu und in den meisten Momenten seines Lebens verschlossen sind. Mit „Post Tropical“ hat sich James Vincent McMorrow ein deutliches Stück weiterentwickelt, erweitert seinen und unseren Horizont und taucht in noch intimere Klangwelten ab als bei seinem Debütalbum, das dagegen fast ein wenig gewöhnlich wirkt. „Post Tropical“ ist ein Longplayer, der einen nur schwer wieder los lässt.