Mit „It’s The End Of The World But It’s A Beautiful Day“ veröffentlicht das Duo Thirty Seconds to Mars sein sechstes Album. Mit ntv.de spricht Sänger Jared Leto unter anderem darüber, welchen Einfluss The Cure auf ihn und seinen Bruder Shannon haben und wie es für ihn als Schauspieler weitergeht.
Fast auf den Tag genau 21 Jahre ist es her, dass Jared und Shannon Leto unter dem Namen Thirty Seconds to Mars ihr Debütalbum veröffentlichten. Trotz Jared Letos parallel laufender Karriere als Schauspieler folgten dem in regelmäßigen Abständen vier weitere. Jetzt steht mit „It’s The End Of The World But It’s A Beautyful Day“ der sechste Longplayer bereit.
Im Interview mit ntv.de spricht der 51-Jährige, der zuletzt in Filmen wie „Morbius“, „House of Gucci“ und „The Little Things“ zu sehen war, darüber, welchen Einfluss The Cure auf die Musik von Thirty Seconds to Mars haben, was er von Kritikern hält und wie es um seine Hollywood-Karriere bestellt ist.
ntv.de: Ich habe gelesen, dass das Album während des Corona-Lockdowns entstanden ist. Habt ihr also die Zeit genutzt oder war das sowieso schon geplant?
Jared Leto: Es war eine gute Gelegenheit, mit der Arbeit zu beginnen, weil wir davor einfach nicht dazu gekommen sind. Das Album wurde tatsächlich direkt in den ersten Tagen von Covid geboren. Sobald wir die Nachricht erhielten, dass alles unter Quarantäne steht, haben wir angefangen. Dadurch hatte das Ganze für meinen Bruder und mich auch eine positive Seite. Wir hatten zum ersten Mal im Leben die Gelegenheit, längere Zeit gemeinsam an einem Ort zu verbringen. Ich glaube, so lange ist das nicht mal passiert, als wir Kinder waren. Diese Stabilität war wichtig für uns. Wir konnten uns konzentrieren und waren produktiv, hatten aber auch die Zeit, in einem bestimmten Tempo zu schreiben. Ich hatte am Ende das Gefühl, ein zusätzliches Jahr geschenkt bekommen zu haben.
Hat diese außergewöhnliche Situation auch Einfluss auf den Sound und den Inhalt der Songs gehabt?
Ich habe angefangen, viele Songs über Isolation und Einsamkeit zu schreiben, bin dann aber zu anderen Themen übergegangen, nachdem Dutzende solcher Songs fertig waren. Schließlich erinnerten wir uns noch an einige leichtere Seiten des Lebens. Außerdem habe ich The Cure schon immer geliebt. Das ist eine meiner absoluten Lieblingsbands, weil sie auf der einen Seite die düstersten Songs aller Zeiten schreiben können – wie „Prayers For Rain“. Auf der anderen Seite machen sie aber fröhliche Stücke wie „Friday I’m In Love“. Wenn du das jemandem vorspielst, der The Cure nicht kennt, glaubt er kaum, dass beide Stücke von derselben Band stammen. Vielleicht erkennst du die Stimme, aber der Rest ist so anders. Sie haben also die größten Popsongs und auch die düstersten Songs zur gleichen Zeit geschrieben. Deswegen waren sie immer ein großes Vorbild für meinen Bruder und mich. Ein tolles Beispiel für die Erkundung von Neuland und die Vielfältigkeit von Sound.
Gab es während Corona bei euch die Sorge, dass es vielleicht nie wieder ein Zurück auf die Bühne geben könnte, wie es davor mal war?
Klar, da war sehr viel Unsicherheit. Deswegen heißt das Album auch „It’s The End Of The World But It’s A Beautiful Day“. Es ist wie die Schlagzeilen an jedem Tag, eben apokalyptisch. Und das mit dem Touren war natürlich auch eine Katastrophe.
Ihr habt schon beim vorherigen Album „America“ einige apokalyptische Themen angesprochen, die erst danach so richtig groß wurden – KI, Russland, Bitcoins, 5G … Auf dem aktuellen Cover sind Chemtrails zu sehen, wenn wir auch noch diesen Telegram-Verschwörungsmythos erwähnen wollen. Bist du Hellseher?
Das Foto für das aktuelle Albumcover habe ich übrigens mit dem Handy selbst gemacht, ich hatte eine Auswahl zehn verschiedener Bilder dafür. Jedenfalls sind die Themen von „America“ tatsächlich heute noch heißer als damals. Niemand sprach zu der Zeit darüber. Wir waren zumindest unserer Zeit voraus. (lacht)
Unübersehbar spielen Design, Mode und Kunst für dich eine große Rolle, privat wie auch als Künstler. Glaubst du, dass sich das alles gegenseitig bedingt? Funktioniert das eine für dich ohne das andere nicht?
Es hängt alles voneinander ab. Kreative Problemlösungen entstehen alle an derselben Stelle, nur wird immer eine andere Technik oder ein anderes Handwerk benutzt. Ob man eine Brille entwirft oder jemandem die Haare schneidet … Ich denke, dass das jeder kann. Jeder kann kreative Dinge tun und hat die Fähigkeit dazu. Sei künstlerisch, um kreativ zu sein. Ich denke nicht, dass ich etwas Besonderes mache. Ich arbeite einfach sehr hart.
Wenn du ein Album veröffentlichst, ist das ein persönlicherer Akt, als eine Rolle in einem Film zu spielen. Nimmst du dementsprechend Kritik dann auch persönlicher?
Es ist mir egal, was andere denken. Wenn du von jemandem kritisiert wirst, den du nicht kennst, weißt du gar nicht, was er eigentlich mag. Das sind vielleicht sowieso ganz andere Dinge. Möglicherweise ist er ein Trump-Wähler, oder jemand, der Kuhfüße und Hühnerzungen mag. Jeder hat eine andere Meinung, und heute kümmert mich das nicht mehr. Das mag früher anders gewesen sein, weil wir als Band Akzeptanz wollten, aber die haben wir jetzt. Das ist ein schönes Gefühl. Es gibt so viel Negativität in der Welt, ich würde ihr lieber mehr Positivität hinzufügen.
Aktuell steht die Musik im Fokus. Wie schaut es derzeit in Sachen Film bei dir aus?
Ich werde mir wohl eine Weile eine Auszeit von der Schauspielerei nehmen. Ich werde noch einen Film machen, oder zwei. Dann mache ich eine Pause. Es ist toll, all die Dinge tun zu können, aber es gibt einen Teil in mir, der gerne weniger machen möchte. Mehr Spaß, weniger Arbeit. (lacht)