Seit Jahren gilt Katy Perry als Ulk- und Skandalnudel des Musikbusiness, die es bestens versteht, sich selbst in Szene zu setzen und ihre Form der Populärmusik gekonnt zu verkaufen. Daran hat sich auch mit dem vierten Album nichts geändert, wie die Marketingmaschinerie um die 28-Jährige und „Prism“ im Vorfeld zu dessen Release zeigte.
Neu ist allerdings, dass sich Miss Perry für den Erfolg nicht mehr zwingend ausziehen möchte und das lieber Kolleginnen wie Miley Cyrus oder Rihanna überlässt. Das spricht womöglich dafür, dass die Sängerin erwachsen wird. Auf jeden Fall spricht es für sie. Und die neu entdeckte Züchtigkeit bedeutet schon mal keinen Karriereknick, betrachtet man den beachtlichen Erfolg der ersten Single „Roar“ – eine kraftvolle wie reife Popnummer, die die beste Katy Perry aller Zeiten präsentiert.
Und auch sonst zeigt sich Katy Perry auf „Prism“ von einer anderen Seite als bisher. Vom Eurodance- und Houseboom neuerer Tage beeinflusst wirken Songs wie das ebenfalls schon zuvor verbreitete „Walking On Air“, das so durchaus auch aus den Studios von David Guetta und der inzwischen getrennt lebenden Swedish House Mafia stammen könnte. Und tatsächlich entstand „Prism“ zum einen in Santa Barbara, zum anderen in Stockholm. Wie Perry selbst einmal sagte, war es ihr wichtig, kein zweites „Teenage Dream“ zu produzieren, spräche der Erfolg des Vorgängers aus 2010 auch durchaus dafür. Diesem Anspruch ist die US-Amerikanerin gerecht geworden.
Die Liste der Kollaborateure ist äußerst lang und liest sich wie ein Querschnitt sämtlicher Musikgenres. Beim Schreiben und Produzieren der Songs unterstützend dabei waren unter anderem die Australierin Sia Furler, der US-amerikanische Produzent Diplo (M.I.A.), der Schwede Klas Åhlund (Robyn, Madonna, Sugababes) und Schottlands Soul-Shootingstar Emeli Sandé. Als einziger Vocalgast hingegen ist Rapper Juicy J bei „Dark Horse“ zu hören. Katys erklärter Lieblingstrack ist „Unconditionally“, eine Ode an die Liebe, die sich inhaltlich als Referenz zum Titeltrack des letzten Albums, „Teenage Dream“, versteht. Mit „Ghost“ und „By The Grace Of God“ sind gleich zwei Songs an Bord, die sich auf Perrys gescheiterte Beziehung mit Russell Brand beziehen. Hier fährt sie dann passenderweise mit dem Tempo runter und zeigt sich von ihrer verletzlicheren Seite. Rundum ist „Prism“ ein abwechslungsreicher Longplayer, der sämtliche Ansprüche an eine gute Popplatte erfüllt und die Latte für Perry selbst noch ein ganzes Stück höher legt.