Ich war noch nie ein großer Fan Moritz Bleibtreus. Eigentlich nicht mal ein ganz kleiner. Angesichts seines nun gegebenen Interviews bin ich darüber echt froh, denn so bin ich zumindest weder überrascht noch enttäuscht ob der Dinge, die er da so von sich gibt. Seine Ehrlichkeit kann man ihm wohl noch anrechnen, denn sich ins TV zu setzen und zu sagen, dass er für Kohle alles macht, aber schon seit Jahren nicht mehr wählen geht, das bedarf eines gewissen Muts … oder wahrer Dummheit. Womöglich aber gibt es ja gerade einen neuen Film Bleibtreus, der dringend etwas PR gebrauchen kann? Ups, und tatsächlich. „Vijay und ich“ ist soeben gestartet und schneidet bei Kritikern eher mau ab. So ein Zufall aber auch …
Moritz Bleibtreu möchte und sollte kein Vorbild sein. Die Demokratie schafft sich ab, denn auch zahlreiche Intellektuelle – zu denen er wohl eher nicht gehört – entscheiden sich ganz bewusst dagegen, am 22. September ihr Kreuzchen zu machen. Gut, der äußerst schlappe Wahlkampf ist nicht gerade motivierend, und die glanzlosen Auswahlmöglichkeiten sind keine Freude. Doch darf man sich am Ende beschweren, wenn man sich nicht zumindest in Form einer Wahlbeteiligung eingemischt hat? Und der Deutsche beschwert sich doch so gern. Zum Beispiel Moritz Bleibtreu über die schwierige Situation der Schauspieler und ihr geringes Jahreseinkommen. Sicherlich können sich die meisten dieser Zunft gerade mal so über Wasser halten, doch gehört er ganz sicher nicht dazu. Gottlob gibt es dann Konzerne wie McDonalds, die durch Massentierhaltung Geld einsparen, das sie dann an neu entdeckte Werbeikonen wie Bleibtreu raushauen können. Ob er zur Wahl ginge, bekäme er Geld dafür – von welcher Partei, wäre in seinem Fall vermutlich egal – bleibt aber offen.