Es ist das elfte Studioalbum der Kalifornier, das unter dem Titel „The Paradigm Shift“ eine Art Wiederauferstehung der Band markiert. Oder auch die Wiederauferstehung des Brian Phillip „Head“ Welch, denn dieser trennte sich 2004 vom Rest der Band, nachdem der zum christlichen Glauben gefunden hatte.
Es war seine neu entdeckte Liebe zu Gott, die ihm die Identifizierung mit der Musik KoЯns unmöglich machte. Drogensucht, Depressionen und eine Scheidung taten hier ein Übriges. Was dann folgte, war eine mediale Schlammschlacht, in der Welch kaum ein gutes Haar an seinen Ex-Kollegen ließ. Erst die Taufe durch Glaubensbrüder im Fluss Jordan im Nahen Osten, die seine Verbundenheit zu Gott unterstreichen sollte, stimmte Welch offenbar wieder ein bisschen gnädiger. 2008 veröffentlichte er als Head ein christliches Soloalbum mit dem Titel „Save Me From Myself“. Der Arbeitstitel „It’s Time To See Religion“ war wohl selbst dafür zu spirituell und wurde gekippt.
All die schlimmen Dinge, die Welch seinerzeit über seine ehemaligen Bandkollegen öffentlich äußerte – und später wieder zurücknahm –, scheinen heute vergessen. „Das hier sind meine Brüder. Und wir machen genau das, was wir wollen. Das ist ein völlig neues Kapitel, und trotzdem ist es ‚fucking KoЯn’“, soll Frontmann Jonathan Davis erst kürzlich gesagt haben, was ziemlich nach Friede, Freude, Eierkuchen klingt. Und auch Gitarrist James „Munky“ Shaffer bläst in das selbe Horn: „Wir sind alle viel positiver bei der Sache, als in der Vergangenheit und freuen uns über die Zukunft der Band. Die Dinge sahen bei uns vor zehn Jahren nicht so fröhlich aus wie heute.“
Die erste Single „Never Never“ spaltete die Fangemeinde, wurde als zu kommerziell, zu seicht abgetan. Doch möchte die Band den Song im Albumkontext verstanden wissen, und hier ist klar, dass sich KoЯn mit „The Paradigm Shift“ wieder auf ihre Wurzeln besinnen. Es gibt keine großen Umwege über andere Genres mehr, lieber konzentriert man sich auf den selbst heraufbeschworenen Nu Metal und tobt sich in ihm gehörig aus. Und damit ist „The Paradigm Shift“ möglicherweise das beste KoЯn-Album seit „Follow The Leader“ in 1998.