Deutschlands Hollywood-Export Roland Emmerich widmet sich in „Midway – Für die Freiheit“ einem aus US-Sicht historischen Kriegsereignis. Dabei setzt er auf große Namen und modernste CGI-Technik. Die Emotionen bleiben dabei allerdings auf der Strecke.
Andere Menschen träumen von einem Urlaub am Strand oder einem Haus im Grünen, Roland Emmerich träumte lange davon, einen Film über die Schlacht von Midway zu machen. Viele Jahre war das Projekt selbst für Hollywood zu teuer, immerhin wurden bei dem Aufeinandertreffen der USA und Japans 1942 insgesamt fünf Flugzeugträger, ein Zerstörer und ein Kreuzer versenkt sowie fast 400 Flugzeuge abgeschossen. Rund 3400 Menschen verloren ihr Leben, die meisten Verluste hatten die Japaner zu beklagen.
Die verbesserte CGI-Technik macht es nun möglich, dass sich Deutschlands bekanntester Mann in der US-Traumfabrik seinem Wunschthema endlich kostengünstig widmen kann. Und wer das bisherige Werk des heute 63-jährigen Emmerich verfolgt hat – mit Filmen wie „Der Patriot“, „Independence Day“ und „Godzilla“ -, der weiß, dass „Midway – Für die Freiheit“ höchstens am Rande ein Drama ist. Der Kriegsfilm ist vor allem eine digitale Materialschlacht, bei der ständig etwas lautstark explodiert oder untergeht.
Stark besetzt, schlecht gespielt
Vier Jahre nach Beginn des Zweiten Weltkriegs und sechs Monate nach dem Angriff auf Pearl Harbour treffen die USA und Japan vor den Midway-Inseln wieder aufeinander. Männer wie der draufgängerische Pilot Dick Best (Ed Skrein), Admiral Chester W. Nimitz (Woody Harrelson) und Lieutenant Wade McClusky (Luke Evans) ziehen für die Vereinigten Staaten in die Seeschlacht, für die es zu einem Wettrüsten zwischen der US-Navy und der japanischen Marine kommt. Edwin Layton (Patrick Wilson) vom militärischen Geheimdienst ist davon überzeugt, dass die Japaner die US-Aufklärungsbasis auf den Midway-Inseln einnehmen wollen, um besser die Westküste der USA angreifen zu können. Nimitz erhält als Befehlshaber der US-Flotte den Auftrag, ihnen eine Falle zu stellen. Der Ausgang der Schlacht markiert aus der Sicht der USA einen Wendepunkt im Pazifikkrieg.
Für „Midway – Für die Freiheit“ konnte Emmerich eine ganz Reihe namhafter Schauspieler gewinnen. Neben den bereits erwähnten Skrein, Harrelson, Evans und Wilson sind auch Nick Jonas und Dennis Quaid dabei. Sie alle verkörpern reale Charaktere, die für ihren damaligen Einsatz in den USA bis heute als Nationalhelden gefeiert werden. Frauen spielen naturgemäß nur eine untergeordnete Rolle, nämlich als daheim auf ihre Männer wartende Ehefrauen. Doch trotz des teuren Casts wirken die Figuren wie Nebendarsteller, die Hauptrolle gebührt dem digitaltechnischen Seherlebnis eines US-historischen Ereignisses. Emmerich hält sich an die Fakten und setzt auf spektakulär untergehende Schiffe und riskante digitale Flugmanöver.
US-Patriotismus oder Faschismus-Konter?
Aufgrund der Entscheidung, die Schlacht selbst und nicht ihre Helden in den Fokus zu stellen, bleiben die Emotionen beim Zuschauer auf der Strecke. Für Emmerich kein neuer Ansatz, häufig werden die seelischen Konflikte seiner Protagonisten nicht auserzählt, was sie auch in „Midway“ bis zum Schluss fremd bleiben lässt. Zumal keiner der vermeintlichen Hollywood-Stars eine wirklich überzeugende Performance abliefert.
Zwar war Emmerichs Ansinnen durchaus, den Krieg nicht zu verherrlichen, dennoch ist es fraglich, warum in der heutigen Zeit ein Rückblick auf einen derart heroischen Teil der Weltkriegsgeschichte überhaupt noch erzählt werden muss. Emmerich selbst sieht das Ganze als eine Art Pamphlet für den Kampf gegen den Faschismus, gegen den die USA seinerzeit in den Krieg zogen. Ob das beim Zuschauer allerdings so ankommt, darf bezweifelt werden.