Schon in den 1950er-Jahren begeisterte die intelligente Collie-Hündin Lassie kleine Fernsehzuschauer weltweit. Nun schickt Regisseur Hanno Olderdissen den langhaarigen Kulthund in einer Neuauflage kreuz und quer durch Deutschland und auf die Kinoleinwand.
Von 1954 bis 1973 sowie in vielen späteren Wiederholungen flimmerte „Lassie“ als US-Serie über die TV-Bildschirme und begeisterte kleine und große Zuschauer in Übersee wie hierzulande. Nicht ohne Grund gilt der Collie – neben Delfin „Flipper“ und Pferd „Black Beauty“ – zu den bekanntesten Tieren der Filmgeschichte. 1960 gab es dafür sogar einen Stern auf dem Walk of Fame.
Während man „Flipper“ heute aus Gründen des Tierschutzes so wohl nicht mehr drehen könnte, erlebt „Lassie“ jetzt eine deutsche Renaissance. Immerhin gilt der Collie als intelligenteste Hunderasse überhaupt und für Darsteller Bandit dürften die Dreharbeiten eine willkommene Herausforderung gewesen sein. Für den Zuschauer ist es die zwischen Kinder- und Heimatfilm angesiedelte Neuauflage made in Germany eher nicht.
Leichte Familienunterhaltung
Flo Maurer (Georg Marischka) lebt mit Vater Andreas (Sebastian Bezzel) und Mutter Sandra (Anna Maria Mühe) im beschaulichen Bayrischen Wald. Nachdem die Familie aus finanziellen Gründen in eine Mietwohnung umziehen musste und dort Colliehündin Lassie nicht mehr geduldet ist, findet das Tier notgedrungen bei Andreas‘ ehemaligem Arbeitgeber ein neues Zuhause. Zumindest kurzfristig, denn bei einem Ausflug des bankrotten Grafen von Sprengel (Matthias Habicht) und seiner Enkelin Priscilla (Bella Bading) nach Helgoland reißt das Tier aus, um zurück zum 800 Kilometer entfernten Flo zu laufen, der seinerseits seine geliebte Hündin vermisst und sich auf die Suche nach ihr macht.
Zwar ist „Lassie – Eine abenteuerliche Reise“ mit erwachsenen Hochkarätern besetzt, doch sind es vor allem die Kinder, die in ihren Rollen überzeugen. Georg Marischka spielt Lassies Herrchen Flo zwischen tiefer Traurigkeit und großer Freude ebenso überzeugend wie Bella Bading die ihn unterstützende Priscilla, die vor Neugier und Rotznäsigkeit nur so übersprudelt. Aber auch Justus von Dohnányi als Butler des Grafen sorgt für manch schönen Moment in einem Film, der ansonsten über das Etikett der leichten bis seichten Familienunterhaltung leider nicht so recht hinauskommt.
Romanvorlage von 1940
Vorlage des Films ist eine Kurzgeschichte mit dem Titel „Lassie come home“ (deutsch: Lassie, komm heim) von Autor Eric Knight aus dem Jahre 1940. Sie wurde drei Jahre nach ihrem Erscheinen mit Roddy McDowall als Lassies Herrchen Joe und der damals zehnjährigen Elizabeth Taylor als Priscilla zum ersten Mal verfilmt. 80 Jahre später konnte das Ganze nun lizenzfrei erneut auf die Leinwand gebracht werden.
Regisseur Hanno Olderdissen und Drehbuchautorin Jane Ainscough – die auch für „Gut gegen Nordwind“ und „Ich bin dann mal weg“ verantwortlich zeichnete – haben versucht, die Geschichte ins Hier und Jetzt zu übertragen. Die Kinder haben inzwischen Smartphones, die bei der Suche nach Lassie recht hilfreich sind. Mutter Sandra ist zwar gerade im neunten Monat schwanger, hat sonst aber auch irgendeinen Job. Vater Andreas als derzeit einziger Ernährer der Familie sucht nach dem Aus der Glasmanufaktur des Grafen händeringend einen neuen Job. Sandra kann ein Regal besser aufbauen als ihr Mann und doch wirkt das Familienbild der Maurers ansonsten noch immer ein wenig angestaubt. Vor allem in Zeiten, in denen Gleichberechtigung und die Auflösung von Rollenklischees öffentlich proklamiert werden.
Dass auch räumlich in diesem Film einiges im Argen liegt, fällt Kindern sicher nicht, Erwachsen aber womöglich ebenso wenig auf. Der Bildungsauftrag der öffentlich geförderten Produktion wird so allerdings nicht erfüllt. Doch sind natürlich gerade die unterschiedlichen Fördertöpfe schuld an der vor allem geografisch abenteuerlichen Reise der Hündin, schließlich muss jedes beteiligte Bundesland seinen Platz finden. Und so rennt Lassie von der Nordsee aus erstmal nach Baden-Württemberg und anschließend nach Brandenburg, um nach Bayern zu gelangen. Sinn ergibt das nicht. Aber am Ende ist Lassie ja auch nur ein Hund und weiß es womöglich nicht besser, Collie hin oder her.
„Lassie – Eine abenteuerliche Reise“ ist ein recht konventioneller und dem Original entsprechend kitschiger Film, der Kinder und Hundeliebhaber dennoch ganz gut unterhalten dürfte. Und auch Freunde dekorativer Landschaftsaufnahmen kommen voll auf ihre Kosten.
„Lassie – Eine abenteuerliche Reise“ startet am 20. Februar in Deutschland im Kino.