Liebe Freunde der Nackt(heit) …

Liebe Freunde der Nackt(heit) …

Ich bin mit dem Beginn des neuen Jahres unter die Hobbysportler gegangen. Halte ich auch nichts von guten Vorsätzen zum Jahresstart, so war mein 40. Geburtstag hingegen für mich Anlass genug, zum wiederholten Male einen Knebelvertrag mit einem Fitnessstudio zu unterschreiben. Von nichts kommt ja nichts, und wer möchte schon seinem eigenen Verfall beiwohnen, ohne einzugreifen? Okay, das tun Millionen von Menschen weltweit, zu ihnen möchte ich mich aber eben nur ungern zählen. Wie immer in diesen Momenten war ich bei der Vertragsunterzeichnung hochmotiviert und guter Dinge – und bin es nun, zwei Monate später – noch immer. Ein Teilerfolg. Ein bisschen Spinning, ein bisschen Bodypump, mal zum Boxen … und am Ende immer noch schön entspannt in die riesige, angeschlossene Sauna-Landschaft. Der eigentliche Grund für meine Mitgliedschaft in diesem Studio, aber auch das eigentliche Problem. Nacktheit.

Was sieht man nicht alles für Dinge dort, die besser im Verborgenen geblieben wären? Fettschürzen und Hängeärsche. Behaarte Männerrücken, behaarte Frauenbeine und 70ies-like behaarte Schambereiche bei beiden Geschlechtern. Tätowierte Arschgeweihe, Comic-Teufel und Stacheldrahtoberarmbänder. Das größte Gräuel sind mir allerdings Pärchen im Bademantelpartnerlook. Das sind sicherlich auch die, die man am Wochenende tagsüber mit ihrem Schäferhund oder Golden Retriever im Jack Wolfskin-Partnerlook im Bergischen oder auf irgendeiner Hundeausstellung treffen kann und am Abend dann im Swingerclub „Erlebniswelt Holweide“ – sofern man das denn möchte.

So sehr ich mich auch für einen aufgeschlossenen Menschen halte bzw. dieser gerne wäre, umso mehr muss ich jedoch feststellen, dass das in Sachen Sauna einfach nicht zutrifft. Ja, ich fand es unangenehm, meinem Zahnarzt dort zu begegnen. Auch einen alten Bekannten hätte ich nicht mal in Badehose, geschweige denn nackig wiedertreffen wollen, passiert ist es trotzdem. Und Grund für meine Abneigung war nicht nur seine Fettschürze. Auch Menschen, die man am Wochenende auf der Tanzfläche oder an der Bar des angesagtesten Clubs der Stadt trifft, mag ich nicht zwingend im Planschbecken des Saunabereichs wiedersehen. Nennt mich spießig, prüde, schamfhaft und/oder verklemmt. Ich nenne es „auf Ästhetik bedacht“ und „respektvollen Abstand wahrend“. Spätestens, wenn ich meinem Gynäkologen, meinem Steuerberater und meinem Chef dort über den Weg gelaufen bin, werde ich mich nur noch auf den Sport konzentrieren und die Sauna Sauna sein lassen. Versprochen!

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