Seit 30 Jahren ist Mark Oliver Everett alias „E“ Kopf der Band Eels, die nun mit „Eels Time!“ ihr 15. Album veröffentlicht. Mit ntv.de spricht der 61-Jährige unter anderem über die eigene Endlichkeit, das späte Glück im Alter und seine noch junge Liebe zu kleinen Hunden.
Seit 30 Jahren schon ist Mark Oliver Everett alias „E“ Kopf der Band Eels, die nun mit „Eels Time!“ ihr 15. Album veröffentlicht. Und Everett ist nicht ohne Grund stets ein melancholischer Songwriter. In der Vergangenheit hatte der heute 61-Jährige schon so manchen Schicksalsschlag zu bewältigen. Enge Familienmitglieder starben an unheilbaren Krankheiten, seine Schwester beging Suizid. All das verarbeitete Everett aber nicht nur in seiner Musik, sondern auch in seiner Autobiografie „Things The Grandchildren Should Know“.
„Eels Time!“ ist nun selbstreferentieller, als man es von ihm gewohnt ist, beschäftigt er sich darauf doch mit der eigenen Endlichkeit. Mit ntv.de spricht er darüber, aber auch über das Glücklichsein im Alter und seine noch junge Liebe zu kleinen Hunden.
ntv.de: Mark, Titel des neuen Albums ist „Eels Time!“. Heißt das, dass nach 30 Jahren Bandgeschichte und 14 vorangegangenen Alben jetzt endlich eure Zeit gekommen ist?
Mark Oliver Everett: Nicht ganz. (lacht) Ich habe aber ein Ausrufezeichen hinter den Albumtitel gesetzt, um es wie ein lustiges Partyalbum aussehen zu lassen, was es nicht ist. Das ist irreführend, gebe ich zu. Ich meine, es gibt schon auch lustige Momente. Aber eigentlich behandelt es etwas Schweres, Ernstes: Wenn du älter wirst, beschäftigt dich das Thema Zeit immer mehr, weil du dir bewusst wirst, dass dir in Zukunft weniger davon zur Verfügung steht.
Aber das Älterwerden hat auch gute Seiten. Oder?
Ja, sicher. Ich bin heute beispielsweise glücklicher als je zuvor. Und vieles davon ist darauf zurückzuführen, dass ich älter geworden bin und weiß, worüber es sich lohnt, sich aufzuregen und worüber nicht. Denkst du zurück an deine Jugend und all die bescheuerten Dinge, über die du dir so viele Sorgen gemacht hast, merkst du jetzt, dass das gar nicht nötig war. Vieles spielt keine Rolle mehr, und das Leben ist in vielerlei Hinsicht aufgrund der erlebten Erfahrungen viel einfacher geworden.
Abgesehen den physischen Wehwehchen, die dann doch eher mehr werden.
Das ist der schwierige Teil, wenn dein Körper anfängt, auseinanderzufallen. Das ist nicht fair. (lacht)
Ihr habt schon 2022 mit „Extreme Witchcraft“ ein Album veröffentlicht. Findest du, dass du die „freie Zeit“, die auch dir mit der Pandemie auferlegt wurde, gut genutzt hast?
Wir konnten nicht auf Tour gehen, es gab nichts anderes zu tun, als neue Musik zu machen. Es fühlte sich natürlich an. Aber ich hätte es ohnehin gemacht, da bin ich mir sicher.
Du hast im Laufe deines Lebens zahlreiche Schicksalsschläge einstecken müssen. Hat dich Covid da überhaupt noch aus der Ruhe bringen können?
Bis zu einem gewissen Grad haben mich einige der Erfahrungen in meinem Leben tatsächlich gelehrt, dass die Dinge immer noch schlimmer sein können. Also versuche ich stets, mich auf die guten Seiten zu konzentrieren.
Wenn du heute glücklicher denn je bist, ist auch das Songschreiben anders? Es heißt ja nicht umsonst: „art never comes from happiness“ (auf Deutsch: „Kunst entsteht nie aus Glück“) …
Ich würde gerne ein weiteres Buch schreiben, eine Fortsetzung des ersten. Aber das Problem ist, dass jeder, über den ich im ersten Teil geschrieben habe, gestorben war. Ich hatte also das Gefühl, dass ich frei darüber sprechen konnte, und seitdem sind viele interessante Dinge passiert. Aber alle, die in diesem Buch vorkämen, sind noch am Leben. Also warte ich besser, bis auch sie gestorben sind. (lacht)
Und bis dahin kümmerst du dich neben der Familie noch um deine Hunde, mit dem man dich immer wieder in Social Media sehen kann?
Ja! Ich habe zwei kleine Hunde, dabei habe ich mich früher nie für kleine Hunde interessiert. Ich finde sie nervig. Aber meine Frau meinte, sie wolle ein Projekt. Wir wussten damals nicht, dass wir ein Jahr später Eltern werden würden. Also bekam sie diese beiden kleinen Hunde, die ich nicht mochte. Doch ich habe einfach mitgemacht. Und dann bekamen wir ein Kind, ließen uns scheiden und ich blieb auf den Hunden hängen. Es kam die Pandemie und ich war mit ihnen isoliert. Es ist wohl dieses Stockholm-Syndrom, bei dem man sich in seinen Entführer verliebt. Denn jetzt liebe ich sie, als könnte ich ohne sie nicht leben und mache mir die ganze Zeit Sorgen darüber, dass sie irgendwann sterben. Wenn mein Favorit – ja, ich habe einen Favoriten – stirbt, weiß ich nicht, ob ich mich davon jemals erholen werde.