Mehr als drei Jahre ist es her, seit Michael Jackson von uns gegangen ist. Heute wäre der „King of Pop“ 55 Jahre alt geworden. Er war ein musikalisches Genie, einer der einflussreichsten Protagonisten der Popmusik, aber auch ein gebrochener, trauriger Mann hinter einer clownhaften Fassade.
Geboren wird Jackson 1958 als Sohn von Kranführer Joseph und Verkäuferin Katherine in Gary/Indiana. Er ist eines von insgesamt zehn Kindern, darunter seine Brüder Jackie, Tito, Jermaine und Marlon. Mit ihnen bildet er ab 1966 im zarten Alter von sieben Jahren The Jackson Five und feiert weltweit Erfolge, die ihm unter dem vom Ehrgeiz gesteuerten Vater gleichzeitig die Kindheit rauben. 13 Alben veröffentlichen The Jackson Five bis 1975 bei Motown, sowie Singles wie „I Want You Back“ und „ABC“, ehe man zu Epic wechselt. Zwar bleiben hier die großen Hits aus, doch spielen The Jackson Five diverse ausverkaufte Welttourneen, bis Michael 1980 seinen Ausstieg zugunsten einer Solokarriere bekannt gibt.
Keine schlechte Entscheidung, gelingt ihm doch 1982 an der Seite von Produzent Quincy Jones mit „Thriller“ ein wahrer Paukenschlag. Bis heute ging das Album 140 Millionen Mal über den Ladentisch, was es zum meistverkauften Album aller Zeiten macht. Monatelang hält es sich an der Spitze der Charts in sämtlichen Ländern. Sieben Singles werden ausgekoppelt und allesamt zu riesigen Hits, darunter „This Girl Is Mine“, „Billie Jean“, „Beat It“ und das Titelstück. Mit dem 13-minütigen Kult-Video zu „Thriller“ von Regisseur John Landis schreibt er einmal mehr Musikgeschichte. Der steile Weg in den Pop-Olymp ist damit für Michael Jackson gepflastert, und von zwölf Grammy-Nominierungen wird er auch noch geteert. Acht davon gewinnt Jackson allein für „Thriller“. Ein Stern auf dem Walk of Fame ist ihm schon zwei Jahre später sicher.
Moonwalk, schwarzer Hut, Glitzerhandschuh und weiße Tennissocken in schwarzen Slippers sind längst zum Markenzeichen Jacksons geworden, die weltweit vielfach kopiert werden. Damit ist Jackson neben Elvis sicherlich einer der Künstler mit den meisten professionellen Doppelgängern. 1985 steht im Zeichen des Projekts „USA for Africa“, für das er gemeinsam mit Lionel Richie den Song „We Are The World“ schreibt, den er dann mit Diana Ross, Stevie Wonder, Bruce Springsteen uvm. performt. Im selben Jahr sichert sich Jackson zudem die Rechte an den Beatles-Songs, was von Ex-Beatle McCartney mit der Kündigung der Freundschaft quittiert wird.
Schon 1987 folgt mit „Bad“ das nächste Rekordalbum – inklusive der Singles „Smooth Criminal“, „Man In The Mirror“ und „Dirty Diana“ – dem eine erste Solo-Welttournee Jacksons folgt. Sieben Mal ist allein das Londoner Wembley Stadion im Rahmen der Bad World Tour ausverkauft. 123 Konzerte auf vier Kontinenten spielt er bis Anfang 1989.
Auch als Schauspieler versucht sich Michael Jackson im 1988 erscheinenden Film „Moonwalker“, feat. Joe Pesci, Elisabeth Taylor und Sean Lennon, allerdings nur mit mäßigem Erfolg. Die Biografie „Moonwalk“ hingegen wird ein Bestseller. Zu diesem Zeitpunkt versucht Jackson, sich mit dem Kauf der Neverland Ranch in Santa Ynez Valley in Kalifornien ein Stück seiner verlorenen Kindheit zurückzuholen. Ein Abenteuerspielplatz für Erwachsene inklusive eines eigenen Schimpansen namens Bubbles.
Während es für Jackson beruflich auch weiterhin bestens läuft, er mit Sony den höchstdotierten Plattenvertrag aller Zeiten über 890 Millionen Dollar für sechs Alben, Filme und Auftritte, abschließt und sich sein erstes ohne Quincy Jones produziertes Album „Dangerous“ mit der Single „Black And White“ in 1991 verkauft wie geschnitten Brot, muss man sich um Jackson privat schon eher Sorgen machen. Auffällig ist die Veränderung seiner Hautfarbe, mit deren Aufhellung er sich mehr und mehr von seiner Familie und seiner Vergangenheit zu lösen scheint, die er in einem Fernsehinterview mit Oprah Winfrey 1993 jedoch mit einer Hautkrankheit namens Vitiligo zu erklären weiß. Viele Schönheitsoperationen, denen unter anderem seine Nase zum Opfer fällt, deuten allerdings auf eine ganz bewusste Loslösung hin. Erst nach seinem Tod und der Bestätigung der Vitiligo-Diagnose durch die Gerichtsmedizim verstummen diese Gerüchte.
Im August 1993 werden erste Anschuldigungen wegen sexueller Belästigung des minderjährigen Even Chandler gegen Jackson laut, der unterdessen in Asien seine Dangerous-Welttournee fortsetzt. Aufgrund seiner sich verschlechternden körperlichen und seelischen Verfassung wird die Show stark verkürzt, ehe man sie nach einem Auftritt in Mexiko gänzlich absagt. Pepsi löst den Vertrag mit Jackson, und auch sonst läuft es nicht rund. Im Sommer wird „Will You Be There“ veröffentlicht und erreicht gerade mal Platz 7 der US-Charts. Für Jackson nur ein mäßiger Erfolg, an dem die schlechte Presse nicht unschuldig sein dürfte. Das Ermittlungsverfahren wegen sexuellen Missbrauchs an Chandler wird allerdings eingestellt, soll der Junge doch gelogen haben. Seine Anschuldigungen konnten nie bewiesen werden.
Auch Jacksons Liebesleben sorgt für Irritationen. 1994 heiratet er Elvis Presleys Tochter Lisa Marie, doch lässt die Scheidung nicht lange auf sich warten. 1996 dann folgt eine Ehe mit Krankenschwester Debbie Rowe, aus der die Kinder Joseph Jr. aka „Prince“ und Paris Michael Katherine hervor gehen. Es wird bis heute bezweifelt, dass diese Kinder auf natürlichem Wege gezeugt wurden. 2002 wird dann mit Prince Michael Jackson II ein weiterer Sohn geboren, dessen Mutter bis heute unbekannt ist – zumindest der Öffentlichkeit.
Musikalisch läuft es bald wieder besser, das 1995er Doppelalbum „HIStory“ erreicht Topplatzierungen. Die 40 Millionen teure Kampagne dazu beinhaltet mehrere neun Meter hohe Jackson-Statuen, die in diversen Metropolen aufgestellt werden. Ein Schelm, wem hier das Wort Größenwahn in den Sinn kommt. In Budapest wird 1994 eine 30 Meter große Statue enthüllt. Nun ja … Ähnlich aufwendig ist auch die Tour zum Album. Zum Auftakt in Prag kommen 1996 150.000 Fans. Es ist das größte Jackson-Konzert aller Zeiten.
Weitere Auszeichnungen, diverse Auftritte, Best-Of-Alben, Retrospektiven und Wohltätigkeitskonzerte folgen in den Jahren danach, ehe Jackson 2003 „unanständige oder laszive Taten mit einem Kind unter 14 Jahren“ vorgeworfen werden. Grund hierfür ist die TV-Doku „Living With Michael Jackson“, in der auch der Teenager Gavin Arvizo zu Wort kommt. Die zur Schau gestellte Nähe zwischen ihm und Michael und die Aussage, die beiden hätten auch schon in einem Bett geschlafen mit den Beschuldigungen von Chandler im Hinterkopf lassen einen neuen Verdacht aufkommen. Ein unfassbares Hickhack von Unschuldsbeteuerungen und Beschuldigungen auf dieser und auf jener Seite folgt, und trotz Mangels an belastendem Material und des 2005 erfolgten Freispruchs in allen Punkten sitzt der Stachel bei der Öffentlichkeit zu tief, um jemals wieder ganz entfernt zu werden.
2009 schließlich kündigt Michael an, mit der Konzertserie „This Is It“ seinen Abschied von der Bühne einzuleiten. Wegen der großen Nachfrage wird die Serie von zehn auf 40 Termine erweitert, und auch diese sind in Rekordzeit ausverkauft, doch soll er am Ende keines davon mehr spielen. Michael Jackson verstirbt am 25. Juni 2009, 18 Tage vor Beginn der Shows, an einer Überdosis des Narkosemittels Propofol. Für seinen Tod muss sich später sein langjähriger Leibarzt Conrad Murray wegen fahrlässiger Tötung verantworten und wird dieser schließlich schuldig gesprochen.