Natur? Da sch*** ich drauf!

Natur? Da sch*** ich drauf!

Ich habe mir in der Vergangenheit haartechnisch schon so manche Sünde auf meine zarten Schultern geladen. Schließlich bin ich in den 80ern groß geworden, in der Zeit der Miniplies, ausrasierten Nacken mit vereinsamten, geflochtenen Zöpfchen, wahlweise rechts oder links, und weiteren neckischen Feinheiten.

Es kamen die 90er, und hier war die Dauerwelle nach wie vor ein Thema, wenn auch die Locken größer wurden… Allerdings kann ich mit Fug und Recht behaupten, diesem Trend nicht gefolgt zu sein. Vielmehr gehörte ich einer Art Gegenbewegung an. Lang, glatt und Hennarot musste es sein. Für alle, die das nicht kennen: Man schmiert sich eine grünlich-braune, übel riechende und an Schlamm erinnernde Pampe – natürlich alles ganz natürlich – ins unbedingt taillenlange Haar und lässt den Matsch so lang wie möglich einwirken, gerne auch über Nacht. Mutter und Bettwäsche danken es einem.

Das Ergebnis am nächsten Morgen konnte sich sehen lassen, zumindest dachte ich das damals. Hennarote Haare sind heute ja nur noch was für die letzten ver(l)einsamten Ökologiestudentinnen und mit überschüssigem Testosteron ausgestattete Latzhosenträgerinnen. Wie kommt es eigentlich, dass ich nicht einen einzigen Mann kenne, der sich die Haare auch nur einmal mit Henna gefärbt hat? Sollten die tatsächlich schlauer sein als wir? Denn nur einmal mit Henna färben ist ja nicht, da sich das tolle, rein pflanzliche Zeug so dermaßen in die Haarstruktur einfrisst, dass es sich nie wieder auswaschen lässt. Folglich lebt man anschließend – also etwa sechs Jahre lang – mit stetig wachsenden Ansätzen, bis auch der letzte Fitzel Rot aus dem Haar geschnitten werden kann, färbt immer und immer und immer wieder neu (hier ist über kurz oder lang der Wechsel zu Schwarz zu empfehlen) oder säbelt die über Jahrzehnte lang gezüchtete Mähne gleich ganz ab. Das natürlich nicht, ohne dabei die eine oder andere Träne zu vergießen. Aber wer nicht hören will …

Warum ich euch das erzähle? Ich habe heute einen Friseurtermin und denke darüber nach, mich einem Farbwechsel zu unterziehen. Eins weiß ich aber jetzt schon: Geh mir weg mit Henna und gib mir die Chemiekeule, die es braucht, um aus schwarz gefärbtem Haupthaar etwas zu machen, das nicht an die schon früher gern metaphorisch zu Rate gezogene Duracell erinnert.

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