Es ist Anfang Januar, und auf die ruhige Zeit der Rückbesinnung und einige feiste Feiereien, die sich unlängst auf der Hüfte festgesetzt haben, ist es nun soweit, die Ende 2012 gefassten guten Vorsätze in die Tat umzusetzen. Fitnessstudios erfahren wieder enormen Zulauf, ehe die eben noch so motivierten Neuanmeldungen gegen Frühjahr zu unmotivierten Karteileichen verkommen. Zu wenig Zeit, der Rücken, die Arbeit, der Stress, die Familie … Gründe gibt es genug, und davon leben Fitnessstudios schließlich. Würden tatsächlich alle Mitglieder täglich zum Training kommen, wäre an Sport wegen Überfüllung nicht mehr zu denken.
Spaziergänge werden zum Spießrutenlauf, weil man permanent von in ganzen Horden auftretenden Jogginganfängern über den Haufen gerannt wird. Auch hier dürfte sich die Situation aber bald wieder entspannen – spätestens, wenn die frühlingshaften Temperaturen dem für diese Jahreszeit angekündigten Winter weichen. Ich stelle mich außerdem darauf ein, in den kommenden Wochen mehrfach auf Leute zu treffen, die das Glas Wein zum Essen oder den Schnaps im Club ausschlagen, weil sie sich vorgenommen haben, weniger zu trinken. Sie sind die Ersten, die in einem Monat mit einer leichten bis mittelschweren Alkoholvergiftung aufwachen und sich fragen, wie das passieren konnte. Gute Vorsätze sind nichts weiter, als selbst auferlegte Zwänge, die selten echter Überzeugung entspringen, sondern lediglich dem Bild geschuldet sind, von dem man glaubt, das es die anderen von einem haben. Warum also den Jahreswechsel zum Anlass nehmen, wenn man etwas ändern möchte? Mit dem Rauchen kann man auch an jedem anderen Tag des Jahres aufhören, wieder damit anfangen ebenso.
Möglicherweise macht es Sinn, die Vorsatznummer von hinten aufzuziehen, denn scheinbar ist ja ohnehin alles, das man sich zum Jahresbeginn vornimmt, zum Scheitern verurteilt und kehrt sich schon wenig später ins Gegenteil um. Also möchte ich 2013 noch mehr Alkohol trinken, noch weniger Sport machen, mich ausschließlich von Fastfood ernähren, so unfreundlich wie möglich zu meinen Mitmenschen sein, mich über die Maßen über Kleinigkeiten aufregen, auf keinen Fall eine Folge von DSDS und dem Dschungelcamp verpassen und unbedingt fünf Kilo zunehmen. Wäre doch gelacht …