„Next Goal Wins“: Von schlechten Spielern und guten Verlierern

„Next Goal Wins“: Von schlechten Spielern und guten Verlierern

Regisseur Taika Waititi bringt mit „Next Goal Wins“ die unglaubliche Unerfolgsgeschichte der Fußballmannschaft von Amerikanisch-Samoa in die Kinos. Im Mittelpunkt des Feel Good Movies mit Abstrichen stehen ein frustrierter Trainer und eine talentierte Transfrau.

Dank Filmen wie „Thor“, „Suicide Squad“, „Avengers: Endgame“ und „Jojo Rabbit“ ist der neuseeländische Regisseur Taika Waititi auch abseits seiner Rolle als Mann an der Seite von Rita Ora bekannt. In seinem neuesten Streifen widmet er sich statt den üblichen Superhelden nun einer Gruppe von Antihelden, aus denen die erfolglose Fußballnationalmannschaft von Amerikanisch-Samoa besteht. Sie hält einen wenig ruhmreichen Rekord. Am 11. April 2001 kassierte das Team im WM-Qualifikationsspiel gegen Australien 31 Tore, und das ohne einen einzigen Gegentreffer zu landen. Bis heute ist das die höchste Niederlage in einem offiziellen Länderspiel. Doch auch so kann man Sportgeschichte schreiben, die Jahre später nun als Komödie in die Kinos kommt, basierend auf einem Dokumentarfilm von 2014.

igentlich hat sich Fußballpräsident Tavita (Oscar Kightley) wohl etwas mehr versprochen, als US-Trainer Thomas Rongen (Michael Fassbender) auf die kleine Insel im Südpazifik strafversetzt wird, um die hiesige Mannschaft für die WM-Quali 2014 auf Trab zu bringen. Wenigstens ein Tor soll seitens seiner Mannschaft bitte fallen, so der bescheidene Anspruch des daueroptimistischen Clubchefs. Doch selbst das scheint nahezu unmöglich, denn der cholerische und verbissene Rongen trifft auf ein Team aus weitgehend unfitten Hobbyfußballern, die nur selten mit dem Runden ins Eckige treffen.

Der einzige sportliche Lichtblick in dem chaotischen Haufen ist Jaiyah (Kaimana). So seltsam ihre Teilnahme in der Herrenmannschaft auch scheinen mag, für Angehörige der polynesischen Kultur könnte sie normaler nicht sein. Die dort Fa’afafine genannten Transpersonen sind in Amerikanisch-Samoa gesellschaftlich fest verankert. Etwas, woran sich der grummelige Rongen allerdings erstmal gewöhnen muss.

Zwischen Fiktion und Realismus

Taika Waititi und sein Co-Autor Iain Morris gönnen sich inhaltlich jede Menge Freiheiten und reichern die ohnehin schon skurrile Geschichte mit Erdachtem an, verwenden dafür aber die Namen der realen Personen, wobei sie Tavita, Rongen und Jaiyah in den Mittelpunkt rücken. Gerade die Geschichte der Fa’afafine und der in ihrer Kultur andere, positive Blick auf Personen wie sie hat etwas Anrührendes und lässt die hierzulande leider noch weitverbreitete Transfeindlichkeit noch lächerlicher erscheinen. Ansonsten ist es Waititi in der Rolle eines Priesters gleich zu Beginn des Films wichtig zu betonen, dass es bei der folgenden Geschichte nicht darum geht, dass ein weißer Mann einer indigenen Gruppe zeigt, wie der Hase läuft.

Die indigenen Teammitglieder dienen dennoch lediglich als komische Statisten für ulkige Trainingsszenen, die natürlich nicht fehlen dürfen. Angetrieben von einem grimmigen Rongen, der dank trauriger Vorgeschichte etwas Düsteres in sich trägt, stolpern und hampeln sie teils mehrgewichtig und oft ungelenk über das Fußballfeld und lassen für das anstehende Qualifikationsspiel wenig Gutes vermuten.

Feel Good Movie für trübe Tage

Über die Beziehungen der einzelnen Teammitglieder erfährt der Zuschauer nichts, kann aber dabei zuschauen, wie sich Rongen und Jaiyah langsam annähern und zwischen ihnen so etwas wie Freundschaft entsteht. Denn Waititi geht es ohne Frage weniger darum, die sportliche Komponente der Story zu erzählen. Vielmehr ist es das Überwinden von Gräben im Zwischenmenschlichen, die er in den Fokus von „Next Goal Wins“ rückt, was den Film zu einem echten Feel Good Movie macht.

Ansonsten aber bleibt das Ganze in weiten Teilen recht oberflächlich und hinter den Erwartungen von Waititi-Fans sicherlich zurück. Auch kauft man Michael Fassbender die vermeintlich komödiantische Rolle nicht so ganz ab, was den Effekt unterstreicht, dass unklar ist, was der Film nun eigentlich sein will. Eine Sportkomödie, ein Antihelden-Motivationsfilm oder doch ein emotionales Drama über Verlierer und Gewinner der Herzen?

Die menschelnden Aspekte sowie die landschaftlich beeindruckenden Aufnahmen können einen an trüben Januartagen wie diesen aber durchaus schon mal für 103 Minuten an einen besseren Ort beamen. Und allein das ist doch vielleicht schon einen Kinobesuch wert.

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