35 Jahre sind vergangen, seit „Wouldn’t It Be Good“ bei Teens und Twens in Dauerschleife lief. Zwei Alben veröffentlichte Nik Kershaw 1984, im Juni geht er damit noch einmal auf Tour. n-tv.de hat mit ihm über Nostalgie und Moderne gesprochen.
„Wouldn’t It Be Good“ – Wäre es nicht gut … Nik Kershaw noch einmal live sehen zu können? Wer das denkt, der bekommt im Sommer die Gelegenheit. Dann geht der Brite als einer der großen Pop-Helden der 1980er-Jahre noch einmal auf Tournee. Im Gepäck hat er seine Erfolgsalben „Human Racing“ und „The Riddle“, die beide 1984 erschienen. Darauf sind Hits wie eben „Wouldn’t It Be Good“ und „The Riddle“, aber auch „I Won’t Let The Sun Go Down On Me“ und „Dancing Girl“.
Zwar veröffentlichte Kershaw auch in den Folgejahren noch weitere Longplayer, darunter „Radio Musicola“, „To Be Frank“ und „Ei8ht“, doch an den frühen Erfolg konnte er nie wieder anknüpfen. Mitte der 80er sorgte vor allem das Video zu „Wouldn’t It Be Good“ durch die neu entwickelte Key-Technologie für Aufmerksamkeit. Es gehört – gemeinsam mit „Take On Me“ von a-ha aus dem Jahr 1985 – zu den bemerkenswertesten Clips seiner Zeit.
In den 35 Jahren seit damals ist allerdings viel Wasser die Themse heruntergeflossen und auch an Nik Kershaw ist das nicht spurlos vorübergegangen, wie der heute 61-Jährige n-tv.de im Interview erzählt.
Mr. Kershaw, Sie gehen zum 35. Jubiläum von „Wouldn’t It Be Good“ auf Tour. Zum 25. oder 30. Geburtstag Ihres Hits haben Sie das nicht getan. Warum also jetzt?
Nik Kershaw: (lacht) Ich hatte jetzt Lust, auf Tour zu gehen, und dafür braucht man in der Regel einen Anlass. 35 Jahre „Wouldn’t It Be Good“ ist ein solcher, denn durch die Verwendung der Zahl, des Songtitels und meines Namens auf den Plakaten erinnern sich die Leute daran, wer ich bin und was ich damals so gemacht habe.
Glauben Sie nicht, dass sich die Leute, die Ihre Hits seinerzeit rauf und runter gehört haben, sich auch so an Sie erinnern?
Man weiß es nicht. Sicher ist sicher. (lacht) Ein neues Album habe ich gerade nicht und Promotion für eine solche Tour ist wichtig.
Sie haben bis 2012 acht Alben veröffentlicht. Eine Weile haben Sie außerdem für Musikerkollegen wie Boyzone, Bonnie Tyler und Cliff Richard Songs geschrieben. Was tun Sie aktuell? Wird es irgendwann ein neuntes Album geben?
Für andere habe ich nur kurz geschrieben, damit habe ich Ende der 1990er-Jahre schon wieder aufgehört. Ich habe feststellt, dass ich die Kontrolle über meine Songs behalten muss. Ich schreibe gelegentlich Musik fürs Fernsehen, arbeite sonst aber tatsächlich an einem neuen Album, das hoffentlich noch in diesem Jahr fertig wird.
Dann spielen Sie auf Ihrer Tour auch neue Stücke?
Schon, aber sicher nicht viele. Ich weiß ja, dass die Leute kommen, weil sie die alten Hits hören wollen.
Langweilt es Sie auch schon mal, immer wieder dieselben alten Songs spielen zu müssen?
(lacht) Ein Problem ist das dann, wenn du neues Material veröffentlichst, aber alle nur über die gute alte Zeit sprechen wollen. Dann wollen sie über die Mode in den 1980er-Jahren quatschen, während du versuchst, deine neuen Songs zu promoten, auf die du stolz bist. Auf der Bühne, in einem Raum mit Fans und Freunden, ist das aber was ganz anderes. Mit ihnen teilst du eine lange Geschichte. Dann ist es toll, die alten Stücke zu spielen und die Erinnerungen wieder aufleben zu lassen. Wenn die Leute dann noch mitsingen …
Die Leute erinnern sich eben gern an früher. An die gute alte Zeit. Geht es Ihnen selbst auch so oder sind Sie heute zufriedener?
Ich gehöre nicht zu den ewigen Nostalgikern. Die 80er waren allerdings die Zeit meines größten Erfolgs, daher mag ich sie rückblickend schon sehr. In den letzten 30 Jahren habe ich aber auch eine Menge dazugelernt.
Wenn Sie dennoch mal zurückblicken: An welche Momente von damals erinnern Sie sich besonders gern?
Meine erste Tour ist so etwas, an das ich mich gern zurückerinnere. Das war extrem aufregend. Und ich hatte wundervolle Momente im Studio, da passierten magische Dinge damals. Tatsächlich gibt es aus dieser Zeit viele tolle Erinnerungen.
Wenn Sie Ihr Tour-Leben von damals mit dem von heute vergleichen, worin bestehen die größten Unterschiede?
Es ist nicht mehr so hektisch. Eigentlich ist es heute komplett anders als damals, auch wenn ich auf der Bühne stehe. Früher hatte ich wahnsinniges Lampenfieber und alles schien so irre wichtig. Ich war in meiner ganz eigenen Blase gefangen und hatte furchtbare Angst, es zu versauen. Heute geht es mir mehr darum, Spaß auf der Bühne zu haben. Ich nehme die Dinge nicht mehr so wichtig. Ich will mit den Leuten eine gute Zeit haben und mit ihnen meine Songs teilen. Es ist ein großes Privileg, das heute noch tun zu dürfen.
Seit Ihrem Karrierestart ist einiges passiert. Allein der Wechsel von Vinyl über CD zu MP3 und Streaming. Dazu die sozialen Medien. Sind Sie all diese Schritte bis heute mitgegangen?
Naja, wir können ja nicht mehr zurück, also muss man den Weg mitgehen. Ich war nie besonders gut darin, mich selbst zu promoten. Inzwischen bin ich 61 Jahre und zwar nicht zu alt, um Musik zu schreiben, aber um sie in den sozialen Medien zu bewerben. Ich habe Twitter, Facebook, eine Website, aber ich verbringe nicht allzu viel Zeit damit.
Hat sich Ihre Art, Musik zu konsumieren, durchs Streaming verändert? Oder sind Sie ein Verfechter physischer Tonträger?
Es gibt ein großes Problem mit Streaming: Es ist brillant. (lacht) Ich zahle sechs Pfund im Monat und kann mir alles, wirklich alles anhören. Natürlich kann ich kritisieren, dass es für das Musikbusiness, Songwriter und Musiker schlecht ist, aber ich bin eben auch ein Konsument. Und nur, weil ich meckere, geht es davon ja nicht wieder weg. Also genieße ich es lieber.
Haben Sie durchs Streaming zuletzt eine neue Band entdeckt, die Sie besonders gern hören?
Ja, The 1975. Die sind zwar nicht mehr ganz neu, aber ich höre sie zur Zeit viel.
Die sind aber noch recht jung. Alle Mitglieder sind so Ende 20!
(lacht) Ja, das ist jung. Aber es gibt immerhin schon drei Alben. Und alle drei sind wirklich gut.
Gehen Sie auch selbst noch auf Konzerte?
Eher nicht, ich wohne inzwischen außerhalb Londons auf dem Land und bin nur noch selten in der Stadt. Ich genieße das Landleben und hänge mehr mit Hunden, Kühen und Schafen herum.