Nach „Get Out“ und „Wir“ legt Jordan Peele mit „Nope“ seinen dritten Film vor, der Horror und Science-Fiction mit Sozialkritik verkoppelt. Zur Premiere in Berlin erschien er selbst zwar nicht, dafür aber seine Hauptdarsteller. Über einen spektakulären wie verwirrenden Blockbuster.
Mit seinem Oscar-prämierten „Get Out“ von 2017 und dem zwei Jahre später erschienenen „Wir“ hat sich Schauspieler und Comedian Jordan Peele einen Namen als Regisseur intelligenter Horror-Thriller gemacht. Mit „Nope“ setzt er diese Reise nun mit einem cineastischen Werk fort, das an so mancher Stelle für einige Verwirrung sorgen dürfte. Laut Vermutungen von Fans in einschlägigen Foren steht der Titel nicht (nur) für ein saloppes Nein auf Englisch, das im Film tatsächlich häufiger fällt, sondern auch für „Not of Planet Earth“ und damit für Außerirdische. In den Hauptrollen zu sehen, sind der ebenfalls bereits mehrfach ausgezeichnete Daniel Kaluuya, mit dem Peele schon für „Get Out“ zusammenarbeitete, sowie Keke Palmer, zuletzt im Drama „Alice“ zu sehen.
Im trockenen und weitläufigen Santa Clarita Valley vor den Toren von Los Angeles leben die Geschwister OJ (Daniel Kaluuya) und Emerald Haywood (Keke Palmer). Auf ihrer abgelegenen Ranch, die sie von ihrem Vater geerbt haben, trainieren sie Pferde für die Traumfabrik Hollywood. Otis Haywood Sr. (Keith David) kam bei einem mysteriösen Ereignis ums Leben, bei dem es Metallteile vom Himmel regnete, von denen ihn eins tödlich verletzte.
Wilder Westen trifft auf Alien
Das Geschäft läuft nicht so gut, wie es sich die zwei erhofft haben, sodass ein Verkauf der Tiere an den nahe gelegenen Freizeitpark „Jupiter’s Claim“ zur Diskussion steht. Geführt wird der Vergnügungsort, der täglich schaulustige Besucher in die sonst eher trostlose Gegend lockt, von dem ehemaligen Kinderstar Ricky „Jupe“ Park (Steven Yeun), der parallel versucht, ein traumatisches Erlebnis aus seiner eigenen Zeit in Hollywood zu verarbeiten.
Kurz nach dem tragischen und mysteriösen Tod ihres Vaters beobachten OJ und Emerald weitere unerklärliche Phänomene wie unheimliche Geräusche, Stromausfälle und plötzliche Wetterwechsel. Als OJ schließlich ein UFO über der Farm zu erkennen glaubt, setzen die Geschwister alles daran, das Phänomen filmisch festzuhalten und bekommen dafür Unterstützung von Angel Torres (Brandon Perea), dem Angestellten eines Elektronikfachgeschäfts, sowie Regisseur Antlers Holst (Michael Wincott).
Während sich Peele in seinen ersten beiden Werken dem Thema Rassismus widmete, ist die Sozialkritik in „Nope“ weniger plakativ, aber dennoch vorhanden. Den Geschwistern und ihren Mitstreitern ist es wichtiger, die Ereignisse für die Nachwelt festzuhalten, um sie belegen zu können, als ihren eigenen Hintern zu retten.
„Ich finde es furchtbar, dass die Leute oft nicht im Hier und Jetzt sind. Du musst nicht alles dokumentieren und es mit der Öffentlichkeit teilen. Das ist leider etwas, wo sich diese Gesellschaft hinentwickelt hat. Nun ist es so und wir müssen damit umgehen“, so Daniel Kaluuya im Interview mit ntv.de. Seine Kollegin Keke Palmer stimmt ihm zu: „Es geht um Balance. Aktuell hat man aber das Gefühl, dass das etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist. Es ist schön, Dinge mit anderen teilen zu können. Doch an anderen Stellen wird es zu viel, dann müssen wir einen Schritt zurück machen. Denn manche Dinge sollten privat sein, nur für einen selbst.“
„Vielleicht haben Außerirdische ihre eigene Klimakrise“
Die beiden Hauptdarsteller glauben auch an Außerirdische, ohne dafür Beweise gesehen zu haben. Ob die bei einer Ansteuerung der Erde Gutes oder Böses im Sinn hätten, wagen sie jedoch nicht einzuschätzen. Auch nicht, ob sie womöglich das Know-how hätten, die Erde kurz vor knapp noch vor dem Kollaps zu retten. „Das ist mir eigentlich egal“, so Kaluuya lachend. „Vielleicht haben die ihre eigene Klimakrise und andere Probleme, mit denen sie umzugehen haben.“
Für ihn war auf jeden Fall sofort klar, dass er bei diesem Film mitwirken würde, weil er die Arbeit mit Jordan Peele schätzt. „Außerdem gefiel mir die Beziehung der Geschwister zueinander, und das in einem solchen Blockbuster“, so der 33-Jährige weiter. Keke Palmer ergänzt: „Mir ging es genauso. Auf mich wirkte das Ganze so bekannt und doch so innovativ. Ich mag die Liebe, die Peele zum Film hat und wie sich bei ihm alles neu anfühlt.“
Zwischen Kaluuya und Palmer hat sich so auch eine die Dreharbeiten überdauernde Verbindung entwickelt. „Ich glaube wirklich, dass wir eine besondere Connection haben und Jordan das gespürt hat. Deswegen hat er uns für die Rollen gecastet, denke ich“, fasst es Palmer zusammen. Und Kaluuya fügt scherzend hinzu: „Ich versuche noch immer, mich von ihr wieder zu lösen.“
Platz eins der US-Kinocharts
In seiner Art des Erzählens bleibt sich Jordan Peele auch dieses Mal treu. Während sich die Dinge zunächst sehr langsam entwickeln und er sich für die Exposition viel Zeit lässt, überschlagen sich die Ereignisse in der zweiten Hälfte des 130 Minuten langen Streifens.
In den USA schaffte es „Nope“ direkt auf den ersten Platz der Kinocharts, die Kritiken dort waren allesamt mehr als wohlwollend. Und sicher ist Peeles drittes Werk ein guter Blockbuster, der vor allem in Bild und Sound auf großer Kinoleinwand überzeugt. Die an alte Alien-Filme der 50er-Jahren erinnernde Story dagegen schwächelt dann doch ein wenig. Wem die Auflösungen von „Get Out“ und „Wir“ zu plump und eindimensional waren, der dürfte über diesen Punkt auch bei „Nope“ stolpern.