Ja, die Überschrift mag ein bisschen progressiv sein, aber …
… seine Nachbarn zu hassen, hat in Deutschland längst Tradition. Beinahe jeder ist schon mal mit den Menschen neben, über oder unter ihm in Konflikt geraten. Meist fühlt man sich gestört durch zu laute und/oder zu schlechte Musik, zu lauten und/oder zu häufigen Geschlechtsverkehr oder zu lautes Getrampel von oben. Nicht weniger selten fühlen sich die anderen wiederum durch zu laute und/oder zu schlechte Musik, zu lauten und/oder zu häufigen Geschlechtsverkehr oder zu lautes Gebrülle von unten belästigt.
Die Zeiten, in denen man sich bei seinen Nachbarn noch Zucker oder Eier leihen konnte, ohne Angst davor haben zu müssen, durch die geschlossenen Wohnungstür erschossen zu werden, sind schon lange vorbei. Meine Nachbarn sind gerade eben ausgezogen. Das Drogengeschäft lief zu gut, und sie suchen nun die Ruhe auf dem Dorf. Verstehe ich – wenn man morgens früh um 6 Uhr von der Kripo, Geldeintreibern oder Junkies aus dem Bett geklingelt wird, ist das ja echt kein Spaß. Auch nicht für die, bei denen diese durchweg sympathischen Gesellen klingeln, wenn drüben niemand aufmacht. Ehe ich jedoch einen perfiden Schlachtplan ausbaldovern konnte, um die drei Ansammlungen minderwertiger Biomasse, die dort auf 40 Quadratmetern vor sich hin verrotteten, raus zu mobben, waren sie auch schon weg.
Für das, was mich da nun erwartet, bin ich gewappnet und nehme mir einen Mann aus Großbritannien zum Vorbild. Er beschallt das Haus seiner ungeliebten Nachbarn seit Monaten mit patriotischen Songs, Churchill-Reden und Hitler-Parodien. Alles hübsche Ideen, die Scooter-Alben auf Repeat, laut aufgedrehte Till Schweiger-Filme, in denen nur Till Schweiger spricht, und die geloopte Aufnahmen eines Zahnarztbohrers schlagen. Klar ist schon jetzt: Der „Neue“ kann sich auf was gefasst machen.