Der TNT-Sechsteiler „Para – Wir sind King“ stammt von den Machern der Erfolgsserie „4 Blocks“. Dieses Mal müssen sich vier junge Frauen in einem anderen Berliner Brennpunktkiez behaupten. Ein unverhoffter Fund stellt ihre Freundschaft auf die Probe und ihr Leben auf den Kopf.
So viel vorab: Die neue Serie der Macher von „4 Blocks“ macht all das richtig, was bei „Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ schiefgelaufen ist. Sie erzählt mit modernen Mitteln eine authentische Geschichte von jungen Frauen am Rande der Gesellschaft, die einen nicht kaltlässt. Statt skrupelloser Clan-Kriminalität in Berlin-Neukölln gibt es jetzt hübsche Kleinkriminalität im Stadtteil Wedding.
Jazz, Fanta, Hajra und Rasaq sind seit Kindertagen beste Freundinnen und schlagen sich im wahrsten Sinne des Wortes in dem Brennpunktkiez durch. Sie feiern gern, trinken Alkohol, konsumieren Drogen, hängen in Clubs, Shishabars und den rauen Straßen herum und mischen den Kiez auf. Nach einer durchzechten Partynacht machen sie einen prekären Fund, der ihnen das an allen Ecken und Enden fehlende Geld, aber auch jede Menge Ärger einbringen könnte. Natürlich geschieht vor allem Letzteres, und die vier legen sich unwillentlich mit der Russenmafia an. Der schulden sie plötzlich 50.000 Euro, anstatt selbst „Para“ zu machen, was Türkisch ist und Geld bedeutet. Um nicht mit ihren Organen zahlen zu müssen, ist nun der Einfallsreichtum der vier jungen Frauen gefragt.
Diese Geschichte ist allerdings nur die Blaupause für die spannende Milieustudie, die so glaubwürdig wie unterhaltsam ist. Das liegt sicherlich auch daran, das textlich manches Mal improvisiert wurde, was den Slang der Mädchen aus dem Wedding zu keiner Zeit peinlich oder aufgesetzt wirken lässt. Dabei wird im Grunde kaum ein vermeintliches Klischee ausgelassen. Sie sind wild, trotzig und auf ihre Herkunft so stolz wie sie auch wütend sind über die soziale Ungerechtigkeit, die sie deswegen trifft.
Atmosphärisch und authentisch
Hajra (Soma Pysall) kommt gerade erst von einer Maßnahme wieder zurück nach Berlin, da ist das Verhältnis zur Mutter auch gleich derartig angespannt, dass sie direkt wieder das Weite sucht. Die blonde Jazz (Jeanne Goursaud) träumt von einer Karriere als Tänzerin, jobbt aber stattdessen in einschlägigen und wenig glamourösen Nachtclubs wie dem ihrer Affäre Matthias (David Schütter). Die lesbische Fanta (Jobel Mokonzi) unterstützt ihre alleinerziehende Mutter und hilft in deren Afroshop aus. Eigentlich aber steckt sie gerade mitten im Abitur. Die arabischstämmige Rasaq (Roxana Samadi) ist die Vernünftigste der vier Freundinnen. Sie bereitet sich bereits auf die von den Eltern arrangierte Hochzeit mit Shishabar-Geschäftsführer Hatam vor.
Für das Konzept von „Para – Wir sind King“ zeichnen Hanno Hackfort, Bob Konrad und Richard Kropf verantwortlich, die auch „4 Blocks“ zu verantworten hatten. Die Bücher stammen von Hanno Hackfort und den jungen Autorinnen Katharina Sophie Brauer und Luisa Hardenberg. Und Özgür Yildirim führte Regie, der unter anderem mit dem Hamburger Hip-Hop-Gansterfilm „Chiko“ von sich Reden machte, aber auch die zweite und dritte „4 Blocks“-Staffel inszenierte.
Entstanden sind so rund viereinhalb Stunden allerbeste Serienunterhaltung, die durch die Wahl der zum Milieu passenden Musik, schnelle Schnitte, originelle Kameraeinstellungen und Effekte wie Splitscreen und Farbfilter immer wieder an den richtigen Stellen an Dynamik und Dramatik zunimmt. Atmosphärischer kann man den Wedding kaum erzählen.