Heutzutage ist es gar nicht mehr so einfach, political correct zu sein. Das war es früher womöglich auch nicht, aber da ist es nicht so aufgefallen, wenn man pc mal pc sein ließ und nur an sich und seinen eigenen Nutzen dachte. Oft war es einem nicht einmal bewusst, dass Alltägliches global gesehen nicht okay war. Das von mir in den 80er-Jahren inflationär versprühte Haarspray mit FCKW ist dafür so ein Beispiel.
Immerhin tragen Fluorchlorkohlenwasserstoffe eine Mitschuld an vielen unserer heutigen Umweltprobleme, und so habe auch ich Schuld auf mich geladen. Gewusst habe ich das mit 14 nicht. So manches blieb bei maximal drei TV-Programm und mangels World Wide Web eben im Verborgenen. Das war zumindest für das eigene Gewissen gut so.
Heute dagegen muss man schon extrem vernagelt sein, um nicht mitzubekommen, wo es hakt. Die Stolperfallen sind so reichhaltig und die Hinweise darauf so deutlich, dass das schlechte Gewissen bei selbständig denkenden Menschen ein ständiger Begleiter ist. Welcher H&M-Kunde möchte beim Shoppen gern darüber nachdenken, dass die Näherinnen in Bangladesch die wenig nachhaltigen Klammotten für einen Hungerlohn zusammengeklöppelt haben? Dieses Wissen trübt die Freude an einem neuen Shirt für 9,95 Euro doch gewaltig.
Anlässlich des kürzlichen World Vegetarian Days sollte auch der letzte Fleischkonsumverteidiger über all die Missstände, die die Massentierhaltung so mit sich bringt, mal wieder ins Grübeln gekommen sein. Das Leid der eingepferchten Tiere, der Schaden für die Umwelt durch die Fleischproduktion an sich … massiv. Die guten Vorsätze ebenso mannigfaltig wie die Ausreden, um sie nicht umsetzen zu müssen. Schon am nächsten Tag stehen alle wieder gemeinsam im neuen H&M-Jäckchen am Würstchenstand, bestellen sich eine Riesenkrakauer und antworten auf die Frage: „Bist du pc?“ mit „Nein, ich hab’n Mac.“