Auch das dritte Album von Mike Hadreas aka Perfume Genius kommt gerade mal auf eine Gesamtspielzeit von 33 Minuten und macht in dieser Hinsicht zu den beiden Vorgänger keinen Unterschied. Das ist vielleicht nicht besonders lang, doch haben diese 33 Minuten inhaltlich mehr Substanz, als viele Werk ähnlicher Künstler von epischer Länge.
Das Perfume Genius-Debüt „Learning“ erschien 2010, präsentierte leise, intime Pianoklänge zu der sonderbaren Stimme Mikes, die beklemmend von Serienkillern und Kindesmissbrauch sang. Zwei Jahre später kam mit „Put Your Back N 2 It“ das zweite Album, das zwischen völliger Ausweglosigkeit und trauriger Hoffnung schwankte und sich als Fortsetzung des akustischen Tagebuchs des Jungen aus Seattle verstand. Musikalisch fand damit eine Weiterentwicklung statt, denn Mike ließ die LoFi-Ästhetik des Debüts in den Hintergrund treten und setzte weit mehr Instrumente und Synthies ein.
Die logische Schlussfolgerung aus all dem heißt „Too Bright“ und trägt diesen Titel absolut verdient. Trotz des vielschichtigen, recht eigenwilligen Einsatzes verschiedener Sounds – von düsterer Synthie-Elektronik bis zarter Akustik-Instrumentierungen – wohnt auch der neuen Perfume Genius-Produktion diese ganz besondere Intimität inne. Stille, bedächtige Momente, die plötzlich aufbrechen, auf verstörende Weise bis ins Innerste vordringen und einen bisweilen ratlos zurücklassen. Perfume Genius gelingt es, eine fragile Ästhetik zu kreieren, die ihm eigen ist. Sie lässt den Hörer unweigerlich noch einmal und noch einmal auf Play drücken, wenn die 33 Minuten vorbei sind, denn verstehen und erfassen kann er diese Musik nicht sofort. Möglicherweise gelingt ihm das sogar nie.