Plunder, oh Plunder

Plunder, oh Plunder

Dass Dezember ist, merke ich ganz besonders daran, dass ich für jeden zweiten Abend irgendeine Verabredung auf dem Weihnachtsmarkt treffe. Und das, obwohl ich mir schon mehrfach geschworen habe, mich diesem Stress nie wieder auszusetzen.

Von der Kälte einmal ganz abgesehen. Mit Besinnlichkeit hat das Geschiebe, Gedrücke und Gerempel – für mich zumindest – wirklich nichts zu tun. Schnell hängt einem die weihnachtliche Rostbratwurst sanft Senf auf dem Schal oder verteilt sich der Glühwein über den Jackenärmel. Schön warm ist das nur kurz, danach ist es nur noch ärgerlich. Vor allem, weil das Gesöff aufgrund seines hohen Zuckergehalts schlimm klebt, dank des Rotweins hässliche Flecken macht und dazu noch teuer ist. Unsagbar teuer sogar, vergleicht man den Preis für eine Flasche Glühwein aus dem Großhandel mit den Zahlen, für die Standbetreiber ihr keinen Deut besseres Produkt kolportieren. Die beste Bekleidung für den Weihnachtsmarkt besteht also aus einem senffarbenen Schal und einem dunkelroten Parka – beides unbedingt gummiert.

Ein entspannter Gang über den Weihnachtsmarkt zwecks Besichtigung der feilgebotenen Waren ist aufgrund des Menschenandrangs nahezu unmöglich. Wagt man es dennoch, eröffnet sich einem ein Gros an Unsinnigkeiten und Hässlichkeiten. Filzhüte und -pulswärmer, selbstgebastelter Schmuck aus allem, was der Haushalt so hergibt, Holzfrühstücksbrettchen mit eingebrannten Sprüchen und mehrfarbige Kerzen. Schund, der sich wirklich nur an Glühwein-trunkene Seelen verkaufen lässt. Was machen die Standbetreiber eigentlich das übrige Jahr mit dem ganzen Plunder? Eine Tour über diverse Festivals würde sich ja vielleicht anbieten. Allerdings sind von zu viel Wodka-Red Bull und noch mehr Meth aufgeputschte Feiervögel wohl weniger gnädig als die in festlicher Besinnlichkeit schwelgenden Weihnachtsmarktbesucher. Eierpunsch machts möglich. Und da Eierpunsch vieles möglich macht, muss ich jetzt los zu meiner nächsten Weihnachtsmarktodyssee.

Prost und Halleluja.

Previous post Advent, Advent … der Kalender brennt!
Next post Wünsch dir was … oder lass es besser