Es ist schon erstaunlich, wie viel Mist sich im Laufe von nur zwei Jahren nach einem Umzug ansammelt. Umso erstaunlicher, was das alles ist, von dem ich mich offenbar partout nicht trennen konnte und das ich nun im Angesicht des nächsten Umzugs doch bereitwillig hergebe. 3,55 Meter lange Verlängerungskabel ohne Stecker, gleich zwei Polaroidkameras ohne Filme, nie gehörte Mix-CDs aus den Jahren 2001 bis 2006, VHS-Kassetten mit längst auch digital verfügbaren Klassikern wie „Breakfast Club“ und „Pretty In Pink“, Festnetzteinzelverbindungsnachweise von 2003, Fotos aus den 90ern, auf denen ich mich selbst nicht mehr erkennen kann und will, Einlegeböden von Schränken, die ich nie besessen habe … Erschreckend vor allem, dass ich diese Dinge offenbar schon beim letzten Umzug 2010 von A nach B geschleppt hat. Warum, ist mir ein Rätsel.
Hat man aber erst einmal angefangen, auszusortieren, ist es bald eher ein Reflex als eine gut durchdachte Entscheidung, was in den Müll wandert. Alles muss weg, alles muss raus, ungeachtet dessen, was es mal gekostet hat. Da landen dann auch schon mal kaum getragene und seinerzeit sauteure Schuhe im Alterkleidercontainer. Die so oft zitierte Wegwerfgesellschaft fordert ihren Tribut. Ballast abwerfen befreit, doch wird der Moment kommen, in dem ich in der neuen Wohnung stehe, feststelle, dass ich die Lieblingslampe nur anschließen kann, wenn ich eine exakt 3,55 Meter lange Verlängerung anschließe, und mir wünsche, über die eine oder andere Weggabe doch auch nur eine Sekunde nachgedacht zu haben.
Aber gegen Reflexe ist nun mal kein Kraut gewachsen. Das werden auch all jene bemerken, die sich mehr aus einem lustigen Reflex heraus entschieden haben, das vorerst letzte Schnapszahldatum, den 12.12.12., zum Heiraten zu nutzen. Weil so schön ist, und so vermeintlich lustig. Beinahe jedes zweite bei Facebook gepostete Foto an diesem Tag zeigt irgendein Paar vor dem Standesamt. Die meisten kenne ich nicht einmal, aber ich würde mich freuen, würden sie auch ihre spätere Scheidung via Foto für das Netzwerk festhalten. Dann weiß ich zumindest, dass ich mit dem Ärgern über einige reflexartige Entscheidungen nicht allein bin.