Urlaubszeit ist Reisezeit. Mich führt dieser Umstand Ende Mai erstmalig nach Lanzarote. Weit weg vom üblichen Schämtourismus der Balearen. Gut, der Touribomber der Condor, der uns auf die Kanareninsel bringt, lässt bereits Parallelen erkennen. Auf engstem Raum zwischen allerlei Rentnern und jungen Familien mit plärrenden Kindern versucht man, in entspannte Urlaubsstimmung zu kommen. Alles eine Frage der Einstellung und des zur Verfügung stehenden Alkohols …
In der gebuchten Finca stellt sie sich dann ein, die absolute Ruhe. Keinerlei Geräusche, vom für Lanzarote üblichen Wind, der durch die Palmen fegt, einmal abgesehen. Beeindruckt von der unwirklichen Natur der Vulkaninsel dauert es nicht lang, bis man sich in einer anderen Welt wähnt, fern aller Alltagssorgen. Dieses erhoffte Gefühl, das Surreale dieser Landschaft und das fast Mystische, das sich selbst mir als Esoterik-Verachterin erschließt, währt leider an allen besuchten Sehenswürdigkeiten nur bis zu diesem einen Moment: Dem Eintreffen des deutschen Pauschaltouristen – leicht zu erkennen an dünnen, weißen Beinen, die aus Multifunktionsshorts ragen, der leidigen Trekkingsandale und dem mal verhüllten, mal blanken Bierbauch. An seiner Seite das weibliche Pendant, gerne längst jenseits der 100kg-Marke, dennoch in weißem Stretch und die schlecht pedikürten Füße natürlich ebenfalls in Treckingsandalen steckend. Heißt es nicht, die Würde es Menschen sei unantastbar? Spätestens bei genauerer Beobachtung dieser Spezies erkennt man den darin liegenden, traurigen Irrtum.
Sie reisen in Horden per Bus an, bevölkern binnen Sekunden die Aussichtsplattform/die Vulkanhöhle/den Kakteengarten, schießen 200 Fotos ein und desselben Motivs, hören dabei nie auf zu reden, und sind am Ende dennoch mit nichts zufrieden. Genervt von den zur Entschleunigung neigenden Spaniern, der Hitze bzw. dem die ohnehin nicht vorhandene Frisur ruinierenden Wind oder dem undeutschen Service und Essen … Besonders beeindruckt hat mich eine ältere Dame am Nachbartisch im Restaurant, die stoisch ein „Wasser“ bestellte. Und auch als ihr klar sein musste, dass der Kellner mit diesem Wort nichts anzufangen wusste, wiederholte sie es – immer lauter werdend – drei weitere Male, ehe ein anderer Gast genervt übersetzte.
Der deutsche Pauschalurlauber ist eben nicht gewillt, etwas dazu zu lernen, nicht einmal, was „Wasser“ auf Spanisch heißt. Dafür hat er aber auch in diesem Urlaub wieder viele tolle Fotos gemacht, aus denen sich ein prima Bildschirmschoner für den heimischen PC basteln lässt. Und das ist schließlich die Hauptsache.