Krank sein an sich ist ja schon nicht schön, doch was es erst recht unerträglich macht, ist die maue Freizeitgestaltung, die einem gestattet ist, wenn man lediglich auf dem Sofa rumliegen darf und sich „schonen“ muss. Von Schonung kann dabei nämlich keine Rede sein, denn so sehr man sich auch vornimmt, endlich mal all die Bücher zu lesen, die schon seit Monaten im Regal verstaubend auf Benutzung warten, greift man doch häufiger als gewollt aus Bequemlichkeit zur Fernbedienung.
Berieselung gewünscht, Begruselung bekommen. Und Abschalten ist dann aufgrund eines schnell einsetzenden Schockzustands nicht mehr möglich. Die schon bei Unfällen so viel beobachtete Schaulust, von der man sich gerne freisprechen würde, gewinnt Oberhand.
Schon bald beobachtet man die Oberhäupter sozial schwach gestellter Großfamilien ungläubig dabei, wie sie entweder ihre Kinder, sich gegenseitig oder ihre Nachbarn anbrüllen oder völlig überfordert in ihrer Mini-Messie-Küche versuchen, ein leckeres Fertiggericht für 1,99 Euro für acht Personen auf die Beine zu stellen. Dann wird man direkt mit dem wenig glamourösen Liebesleben eben jener Paare penetriert und erfährt viel mehr, als ein gesunder Geist ertragen kann.
So wird bei Zeeman rosa „Reizwäsche“ mit Blümchen für die Ehefrau gekauft, damit endlich mal wieder im Bett was passiert. Oder es ist gar sie selbst, die sich für ihren Mann in sexy Lackunterwäsche presst, dabei missachtend, dass sie im Gegensatz zum 40er-Outfit eine Kleidergröße 52 trägt – was angesichts des übrigens Anblicks dann allerdings auch egal ist. Da drängt sich doch die Frage auf, wo Redakteure sogenannter Reality Soaps ihre „Darsteller“ akquirieren. Psychatrien, Behindertenwerkstätten und Sozialämter vermutlich.
Ich weiß also schon an Tag 2 meiner Krankschreibung, dass ich unbedingt bis kommende Woche genesen sein sollte, um nicht am Ende ebenfalls reif für die Psychatrie, eine Behindertenwerkstatt oder das Sozialamt zu sein und schlussendlich bei „Mitten im Leben“ – mit 40 Kilogramm Übergewicht in roter Spitzenwäsche auf dem geblümten Sofa neben einer mannshohen Diddl-Maus auf meinem Liebsten wartend – über den Bildschirm zu flimmern.
Der zahnlose Ex-Sonderschüler kommt nach dem halben Tag auf dem Arbeitsamt (am Kiosk) geschafft (betrunken) heim und bestraft mich für mein nuttiges Outfit mit einer saftigen Ohrfeige. Zu Recht, denn die Sportsocken dazu waren echt over the top!