SONO

SONO

Für manche ist es nur eine einzige, eingänige Textzeile, die das seit Beginn des 21. Jahrhunderts aus Florian Sikorski, Martin Weiland und Lennart A. Salomon bestehende Projekt SONO ausmacht. Die Quintessenz eines Konsenshits, der – mehrfach wieder veröffentlicht – das Hamburger Trio selbst ebenso mitgeprägt hat wie auch seine Fangemeinde.

Für andere, musikalisch Informiertere ist SONO weit mehr als das. Längst sind die drei Hamburger über »… keep control of me, try to keep the frequency …« hinausgewachsen. Drei Alben sind seit einst erschienen, jedes davon in seiner Vielfältigkeit einzigartig. Dabei legten SONO ihr Augen- und Ohrenmerk stets mehr auf erstklassiges Songwriting und komplexe Soundstrukturen, die Grenzen verwischen und sich auf kreativste Art und Weise und in sich schlüssig Elementen diverser Genres bedienen, statt auf simple Tanzflächenplattitüden zu setzen.

Das hat ihnen seitens derer, die den Trend frühzeitig erkannten und das Können SONOs seit jeher mit mehr Weitblick betrachteten, stets Lobeshymnen und viel Anerkennung eingebracht. Allein ihr 2007 erschienenes Werk »Panoramic View« und dessen Symbiose aus Electronica-, Synthie- und Wave-Elementen mit einem Hauch Popattitüde fand großen Anklang bei Fans und Kritikern.

Dass alle drei Bandmitglieder neben ihrer Funktion bei SONO im Musikbusiness tätig sind, ist sicherlich ein Faktum, das hier ein Übriges tut. Lennart ist nicht nur SONO-Frontman, sondern auch erster Mann bei seinem Funk-Rock-Band-Baby Jerobeam und als Songschreiber für zahlreiche andere Künstler tätig. Martin arbeitet als DJ und bei einem großen Label in Hamburg, Florian betreibt eben dort ein Tonstudio. Hier von ihm musikalisch bearbeitet wurden Alben von Künstlern wie Pink, Katy Perry oder Kelly Clarkson. Nebentätigkeiten, die keine sind, ihm zwei Grammy-Nominierungen für die Clarkson-Single »Since U Been Gone« bescherten und seinen beachtlichen Ruf als Mischer und Produzent international festigten.

»Ich denke, es tut der Band gut, dass jeder etwas aus den anderen Projekten einbringt, andere Sachen einfließen lässt und wir aus verschiedenen Musikrichtungen kommen«, meint Lennart, von Florian ergänzt: »Wir haben einfach noch zu viel zu sagen, um uns auf eine Sache zu versteifen.«

Mit ihrem neuen, vierten Longplayer »Plus« erfinden sich SONO einmal mehr neu und versteifen sich auch diesmal auf nichts. »Wir wollten, beeinflusst durch zahlreiche DJ-Gigs im vergangenen Jahr, ein clubaffineres Album vorlegen«, so die Band. Und tatsächlich ist »Plus« ein ganzes Stück elektronischer als seine Vorgänger. Und auch die clubmusikorientierte Radioshow »SONO FM« auf Radio Top 40, die jeden Dienstag von 18.00 bis 20.00 Uhr über den Äther geht, hat diese Entwicklung forciert. Zwei Tanzschritte vor, aber auch wieder einen zurück in Richtung »Keep Control«, ohne, dass sich SONO dabei selbst wiederholen oder gar andere kopieren.

Mit der ersten Singleauskopplung »What You Do« weisen uns die drei gleich die Richtung, in die es mit »Plus« geht und bringen einmal mehr ihre Fans aus dem Wave- und dem Ravelager zusammen. Klassisches Songwriting trifft auf düstere und druckvolle Beats, die geradezu danach schreien, live auf der Bühne ebenso ihre Umsetzung zu finden, wie in den Clubs zu rotieren.

Da wäre außerdem mit »Come On« ein zu 100 Prozent überzeugender, dancefloortauglicher Track, der sich dank vollem Basseinsatz, eingängiger Hookline und Lennarts Vocalparts gleich beim ersten Hören als echter Ohrwurm klassifiziert und massiv nach vorne geht. Ein Tune, von dem die Band selbst meint: »Wir hätten nie gedacht, dass wir als SONO jemals so etwas machen und darauf auch noch so abfahren würden.«

Der schnellste Song auf »Plus« und damit auch gleich der schnellste Song SONOs überhaupt trägt den Titel »The Edge« und bringt die zwei Sparten, für die SONO seit jeher steht, einmal mehr in Einklang. Hier trifft elektronische Programmierung auf einen Schuss Industrial, eine Prise Wave und das richtige Quentchen Electro, vermischt sich mit ihnen zu einer düsteren Uptempo-Nummer mit Charakterstärke.

Aber auch Freunde der SONO’schen Melancholie kommen auf ihre Kosten. Das balladeske »Back To Me« bringt tragende Schwermütigkeit, die ohne Umschweife, Prunk und Kitsch anrührend unter die Haut geht, alles in allem aber in ihrer tiefgründigen Traurigkeit eine Ausnahme auf dem ansonsten auf Uptempo ausgelegten Album bleibt.

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