Fans von Ryan Gosling freuen sich bereits jetzt auf seinen platinblonden Aufritt in „Barbie & Ken“, doch die Dreharbeiten hierzu laufen noch. Die zu „The Gray Man“ hingegen sind abgeschlossen und so läuft der Actionfilm der Russo-Brüder jetzt im Kino und bald auf Netflix.
Aktuell steht Ryan Gosling für die Realverfilmung von „Barbie & Ken“ unter der Regie von Greta Gerwig in Los Angeles vor der Kamera und hat offenbar ziemlich viel Spaß daran. In einem Interview mit dem US-Magazin „Variety“ verriet er unlängst, er habe quasi sein ganzes Leben genau auf diese Rolle gewartet. Nach ersten Bildern vom Set, die ihn mit platinblondem Haar und im 80er-Jahre-Neon-Look auf Inlineskates zeigten, sind auch die Fans ganz aus dem Häuschen. Jetzt aber gibt es Gosling erstmal in einer gänzlich anderen Rolle zu sehen. Weniger farbenfroh, dafür deutlich schlagkräftiger, als Ken es je sein könnte. Allerdings auch schlagkräftiger, als es dem bislang nicht gerade als Actionheld etablierten Gosling zu Gesicht steht.
Court Gentry (Gosling) wird von Donald Fitzroy (Billy Bob Thornton) direkt aus dem Knast heraus für den US-Geheimdienst CIA rekrutiert und in den Folgejahren als Auftragskiller Sierra Six auf böse Buben losgelassen. Sein neuester Job führt ihn nach Thailand, wo er einen anderen Sierra-Agenten töten soll, wie er vor Ort erfährt. Der hat auf einem USB-Stick jede Menge kompromittierendes Material gegen ihren Chef, CIA-Operationsleiter Denny Carmichael (Regé-Jean Page), gesammelt, dessen Veröffentlichung der natürlich verhindern will.
Action-Gosling statt Barbie-Freund
Als Gentry in den Besitz des Sticks gelangt, wird er selbst zum Gejagten. Carmichael hetzt ihm seinen Bluthund Llyod Hansen (Chris Evans) auf den Hals. Er und seine Gefolgsleute sind sich für keinen noch so schmutzigen und brutalen Job zu schade. Schlussendlich entführt Hansen neben Fitzroy auch dessen Nichte Claire (Julia Butters), die Gentry über all die Jahre sehr ans Herz gewachsen ist. Von diesem Moment an dreht er richtig auf, um Claire aus den Fängen des Soziopathen zu befreien und Charmichael das betrügerische Handwerk zu legen. Ach ja, attraktive Unterstützung bekommt er dabei auch noch von CIA-Kollegin Dani Miranda (Ana de Armas) …
„The Gray Man“ ist mit 200 Millionen Dollar Budget die bislang teuerste Netflix-Produktion. Die Kohle haben die Marvel-Regie-Brüder Joe und Anthony Russo, unter anderem bekannt für ihre „Avengers“-Filme „Infinity War“ und „Endgame“, mit vollen Händen ausgegeben. Schnelle Actionszenen wechseln sich mit aufsehenerregenden Explosionen ab, bei denen auch schon mal halb Prag in Schutt und Asche gelegt wird. Prügelt sich mal keiner und explodiert auch nichts, wird vor allem ziemlich viel geredet. Das bremst die ohnehin schwache Story immer wieder aus, lässt den Film ruckeln wie einen Kleinwagen bei Vollbremsung.
Schöne Menschen in müder Story
Dass die Frauen hier wie so oft mehr schmückendes Beiwerk sind, geschenkt. Auffällig ist aber das insgesamt extrem hohe Attraktivitätslevel. Kaum vorstellbar, dass Auftragskiller und CIA-Agenten im Allgemeinen durchweg derartig gutaussehende Menschen sind. Den meisten von ihnen – allen voran Gosling mit seinem berühmten Welpenblick – kauft man ihre Skrupellosigkeit einfach nicht ab. Möchte man einen attraktiven Auftragskiller sehen, ist man mit John Wick wohl besser bedient. Zwar schlägt sich auch Gosling in den choreografierten Actionszenen gut – dass er sich bewegen kann, wissen wir aber schon dank „La La Land“.
Kaum hängen bleiben auch Plot und Erzählstruktur, die weder besonders gewagt noch bemerkenswert sind. Dem Film zugrunde liegt übrigens die erste Ausgabe einer Bestsellerreihe von Autor Mark Greaney mit dem Titel „The Gray Man – Deckname Dead Eye“. Wem im Film alles ein bisschen zu schnell geht, der kann die Geschichte also auch nochmal nachlesen. Besorgniserregend ist die Tatsache, dass die Reihe elf Bücher umfasst. Hier könnte zukünftig noch sehr viel Geld verbrannt werden.