Von Schwarzgelb bis Schwarzgeld

Von Schwarzgelb bis Schwarzgeld

Etwas, worüber man in dieser Woche ja auf keinen Fall eine Kolumne schreiben darf und dann doch muss, ist die Fußballbundesliga. Denn eigentlich ist alles, was hier gerade geschieht, ein Abbild dessen, was überall immer häufiger anzutreffen ist: Gier, Doppelmoral, Untreue, Verrat, Lügen und Heuchelei auf der einen, bittere Enttäuschung auf der anderen Seite. Das ganz normale Leben eben.

Aus diesem Grund lösen die Steuerhinterziehung des Bayern-Präsis Uli Hoeneß und der Transfer von Mario Götze sämtliche anderen, wirklich wichtigen Schlagzeilen ab. Dabei geht es nur um Fußball … Dass Hoeneß als Saubermann der Bundesliga oder auch ganz Bayerns, der immer wieder öffentlich auf seine Ehrlichkeit als fairer Steuerzahler hinwies und Steuersünder streng verurteilte, vor Doppelmoral nur so trieft, überrascht so manchen. Auch, dass die angebliche Identifizierung eines Spielers mit seinem Verein nur eine hohle Phrase ist, erstaunt. Beides allerdings wohl nur die ganz Naiven. Geld regiert nun mal nicht erst seit gestern die Welt. Wer lang hat, kann lang hängen lassen, Stil kann man trotzdem nicht kaufen. Ich persönlich wüsste nicht mal, wie ich die fünf BVB-Millionen pro Jahr von Götze in zwölf Monaten ausgeben sollte. Für ihn jedoch sind noch zwei Millionen oben drauf von den Bayern Grund genug, sich als Persona non grata zu outen – wobei jeder vergisst, dass Götze immerhin gebürtiger Bayer ist. Wohin die reine Gier am Ende führt, zeigt dann sein Landsmann Hoeneß wieder ganz eindrucksvoll – nämlich zu einem prall gefüllten Nummernkonto in der Schweiz, Bluthochdruck und einem Haftbefehl.

Die terminliche Platzierung der Neuigkeit um Götzes Wechsel ist dabei noch mal ein ganz anderes Thema. Und irgendwie ist doch alles so typisch, denn die Schwächung der Konkurrenz durch Einkäufe ihrer besten Spieler ist schon lange ein gern gewählter Bayern/Hoeneß-Schachzug. Und Steuerhinterziehung gehört bei den oberen 10.000 sowieso zum Tagesgeschäft. Warum also fühlt sich selbst der betrogen, der sich sonst für Fußball maximal entfernt interessiert? Vielleicht, weil das Fußballbusiness eben ein so guter Spiegel der Gesellschaft ist, denn betrogen wird doch jeder mal – in Beziehungen, in Arbeitsverhältnissen, in angeblichen Freundschaften … Kollektiv beschissen zu werden, verbindet. Und warum sollte es ausgerechnet in der Bundesliga anders sein? Hier geht es schließlich noch um was … nämlich um verdammt viel Geld.

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