Als im Jahre 2000 die PISA-Studie eingeführt wurde, um alltags- und berufsrelevante Kenntnisse und Fähigkeiten 15-Jähriger zu testen, war ich schon Ende 20 und aus dem Gröbsten raus. Die Testes, denen ich mich in meinem Leben stellen musste, hatten gottlob selten etwas mit Fahrkartenautomaten zu tun.
Eben diese werden nun aber zur Verdeutlichung der kritischen Situation der Jugendlichen unseres Landes herangezogen. Offenbar ist jeder fünfte 15-Jährige nicht in der Lage, den richtigen bzw. günstigsten Fahrschein zu lösen. Und da bin ich doch ehrlich entsetzt. Denn auch ich empfinde die Bedienung eines Ticketautomaten der Deutschen Bahn als ein äußerst schwieriges Unterfangen. Alles, was über den üblichen Bewegungsradius hinaus geht, bringt mich ganz schnell ins Schwitzen. Während ich mit technischen Gerätschaften nur selten auf Kriegsfuß stehe, mit ihnen vielmehr innige Freundschaften pflege, sind mir Ticketautomaten bis heute ein Gräuel.
Zugegeben, ich fahre nur höchst selten da äußerst ungern mit öffentlichen Verkehrsmittel, doch habe ich nichts so sehr begrüßt, wie die Ticket-App fürs Mobiltelefon, bei der sich – ganz meinen Fähigkeiten entsprechend – der benötigte Anspruch zum Fahrkartenkauf auf Grundschulniveau bewegt. Knopf drücken, orten lassen – sicherlich auch im Sinne der NSA löblich – noch mal den Knopf drücken. Fertig.
Ich finde die Beurteilung 15-Jähriger anhand des beispielhaft herangezogenen Ticketmonsters ziemlich unfair. 50 Prozent von ihnen besitzen Monatskarten, die anderen 50 Prozent fahren schwarz. Ich bin mir sicher, dass ein Test an Smartphone, MP3-Player und Mikrowelle wesentlich positiver ausgefallen wäre. Deren Bedienung beherrschen sie vermutlich sogar im Schlaf.