„Wichteln ist ein vorweihnachtlicher Brauch, der unter Arbeitskollegen, in Vereinen etc. gepflegt wird. Dabei wird durch zufällige Auswahl für jedes Mitglied ein anderes Gruppenmitglied bestimmt, durch den es dann bei einer Feierlichkeit beschenkt wird.“
Das kennen wir ja alle: Die Weihnachtsfeier in der Firma naht, und mal wieder hat man vergessen, für die völlig ungeliebte Kollegin, mit der man Mittags nicht mal an einem Tisch in der Kantine sitzen möchte und die eigentlich nur durch Geschmack- und Stillosigkeit, sowie eine äußerst langweilige Gesprächsthemenwahl auf sich aufmerksam macht, ein passendes Wichtelgeschenk zu besorgen. Schlimmer aber noch die Befürchtung, dass ebene jene Geschmack- und Stillose mit ihren fleischigen Wurstgriffeln den eigenen Namen aus der Schüssel mit den Losen gegrabbelt hat.
Was erwartet einen angesichts ihres beschränkten Horizontes, der sich neben ihrem Halbtagsjob am Empfang ausschließlich um Mann und Kinder dreht, dann an diesem Abend wohl? Eine 30cm große Didl-Maus aus Keramik mit einer Weihnachtsmannmütze auf dem Kopf und einem blauen und dank unten einsetzbarer Batterie leuchtenden Geschenk unter dem linken Arm, die einen dümmlich angrinst? Oder eine dieser lustigen bunten Quietscheentchen im Hochzeitsdress, mit Teufelshörner oder gar im Sado/Maso-Outfit – besonders schön der Moment, in dem man das hässliche Ding auspackt und die schenkende Kollegin sich kringelt vor Lachen ob ihres unfassbar lustigen Gags. Oder sind es doch die Plüschtierpantoffeln in Größe 36, die ohnehin nicht passen und auch schon seit gefühlten 40 Jahren überhaupt nicht mehr amüsant sind? Mit denen kann man zumindest noch ein Kind in der Nachbarschaft glücklich machen. Bestickte Handtücher, gehäkelte Klorollenhalter, kitschige Schneekugeln, billigster Plastikschmuck – alles kann, aber nichts davon muss wirklich sein.
Nur ich, ich muss jetzt los, Spongebob-Geschenkpapier besorgen, um das für die Kollegin gekaufte Bild im Wechselrahmen einzupacken. Motiv: Mann mit freiem Oberkörper und Baby auf dem Arm in Schwarzweiß. Wenn das nicht passt, dann weiß ich es ja auch nicht.