Ach herrje, jetzt ist die Deutsche Nationalmannschaft doch tatsächlich Weltmeister geworden. Darf man Jogi Löw eigentlich trotzdem noch doof und seine Art der Aufstellung bieder finden? Und was tut man dagegen, dass einem plötzlich Neuer und Müller ganz sympathisch sind, nachdem man sie vorher überhaupt gar nicht leiden konnte? Ich hoffe, dass sich der rosaroten Brillenblick bis zum Bundesligastart wieder auf Normalfarbtemperatur befindet.
Tatsächlich habe ich nicht das Gefühl, selbst Weltmeister zu sein, weswegen ich mich vehement gegen die Aussage „Wir sind Weltmeister“ wehre. Die ja, ich nicht. Ich selbst habe ehrlich gesagt herzlich wenig dazu beigetragen, dass es soweit gekommen ist und schmücke mich nicht gern mit fremden Federn. Aber ich war eben auch nie Papst, sonst würde ich dieses künstlich hergestellte Wir-Gefühl vielleicht besser nachvollziehen können.
Froh bin ich darüber, dass hoffentlich bald wieder andere Themen besprochen werden, wenn man am Abend an der Kneipentheke steht. Und eignete sich die WM auch hervorragend, um unangenehme Gesprächslücken mit allerlei im TV aufgeschnappten Fußballweisheiten zu füllen, muss man jetzt dann halt wieder über das Wetter philosophieren. Und das macht es einem gerade doch leicht. Jeder hat eine Sturm- und/oder Gewittergeschichte parat oder kann darüber klagen, wie sehr die massive Sonneneinstrahlung an den wenigen schönen Tagen dieses Sommers seinem Teint schadet.
Echte Themen, die zuletzt ein wenig untergegangen sind, aber dennoch eine gewisse Tragweite besitzen, gibt es genug. Damit meine ich nicht die vermutete zweite Schwangerschaft von Prinzessin Kate, sondern das, was da in Sachen Spionage seitens der USA so läuft und was im Gaza-Streifen und in der Ukraine passiert. Ein Blick in die Zeitung hilft, wenn erst mal sämtliche „Wir sind Weltmeister“-Schlagzeilen wieder verschwunden sind.
Nachtrag: Dass bei Facebook mehr Kommentare zu Philipp Lahms Rücktritt zu lesen sind als zum Abschuss des Flugs MH17 über der Ukraine straft meinen Text vier Tage nach seiner Entstehung allerdings Lügen. Schade.