Ich habe noch immer nicht so ganz das System von Payback durchschaut. Der Kunde gibt an der Kasse von Rewe, Aral, DM oder was auch immer sein blaues Kärtchen ab und bekommt pro Einkauf irgendwas darauf gut geschrieben. Was, das erfährt er nur durch persönliches Nachfragen an irgendeiner geheimen Stelle oder eben nie.
Damit kann er dann nach gefühlten 10.000 ausgegebenen Euro einen Gutschein im Wert von zehn Euro einlösen. Oder eine minderwertige Filterkaffeemaschine, wahlweise einen Toaster oder einen Wäscheständer erwerben. Ein echter Mehrwert. Für die Wirtschaft, die so die Daten des Kunden und konkrete Informationen über dessen Kaufverhalten sammelt, um ihm dann völlig uninteressante Prospekte/E-Mails zukommen zu lassen, die ohnehin direkt im Müll/Spam landen.
Eine große Versicherung nimmt sich nun dieses bewährten Systems an und überträgt es auf ihr Geschäftsfeld. Wer sich dort versichert und das Unternehmen per App über seinen Lebensstandard informiert, erhält Rabatte und Gutscheine. Sporteinheiten und Kalorienzufuhr dokumentieren, Schritte zählen und regelmäßig wiegen – und schon sinkt der Beitrag. Klingt verlockend? Klingt vor allem nach Orwells „1984“, heruntergebrochen auf ein einzelnes Unternehmen. Und womöglich nur der nächste Schritt auf dem Weg zum totalitären Überwachungsstaat.
Ich bin ganz sicher kein überzeugter Gegner der Digitalisierung und nehme gern alles mit, was mir irgendwie das Leben leichter zu machen scheint. Online-Banking, Paypal, iPhone-Fingerabdrucksensor, Streamingdienste und Social Media … und auch hier ist das eine oder andere sicherlich nicht unbedenklich. Doch mir zu meinem schlechten Gewissen – wenn mal wieder ein Wein zu viel getrunken wurde oder eine Laufeinheit wegen Fauleinheit ausfiel – auch noch psychisch Druck von meiner Versicherung machen zu lassen, das geht selbst mir zu weit. Wenn mir hier jemand Druck macht, dann bin ich das selbst – und sonst wirklich niemand.