Es war 2009, als mit “Acolyte” das erste Album der aus Manchester stammenden Band Delphic erschien und Fans und Kritiker begeisterte. 80s-inspirierter Electropop, intelligent, euphorisch, begeisternd. Trotz oder gerade wegen aller Lobeshymnen gerieten Frontman James Cook und seine Jungs im Anschluss für eine Weile in eine kreative Krise.
Die Single “Good Life”, einer von fünf offiziellen Songs zu den Olympischen Spielen 2012, lieferte im Sommer eine erste Idee von dem zu erwartenden Follow-Up, mit dem sich Delphic während der 18-monatigen Produktionsphase aus der Krise befreit haben. “Collections” erscheint am 01.02. via Cooperative, und wie wichtig dieses Album für die Band ist, erklärt uns James Cook am besten selbst.
Es ist einiges passiert seit dem Debütrelease vor drei Jahren. Vieles hiervon hat die neue Platte ohne Zweifel beeinflusst, erzählt er mir im Interview. „Platz und Zeit hier reichen nicht, um all das aufzuzählen, was sich seither verändert hat. Es war aber alles dabei, von Schreibblockaden und düsteren Zeiten über Clubbing bis hin zu privaten Trennungen bei einigen von uns. Doch dann kam das Jahr des Durchbruchs. Wir waren wieder in der Lage zu schreiben, mit neuen Leuten zu arbeiten und hatten bald einen positiveren Blick auf das Leben. Das hatte größten Einfluss auf unsere Kreativität.” Und so ist “Collections” eben kein düsteres Electroalbum geworden, sondern ein positives Werk mit elektronischen Elementen, das das eher 80er-Synthie beeinflusste „Acolyte” in Sachen Popattitüde noch in den Schatten stellt. Immer dabei: Der Anspruch, sich nicht selbst zu wiederholen. Und dessen Erfüllung ist Delphic gelungen. „Es gab in den letzten Jahren so einige Bands, die eine zweite Platte veröffentlichten, die nach nicht mehr klang, als einem Abklatsch der ersten. Wir haben unser Debüt veröffentlicht, warum also die selben Ideen noch einmal verarbeiten? Wir wollten von Beginn an eine Band sein, die am meisten durch ihre eigene Entwicklung beeinflusst wird, mit einem breiten Musikspektrum.” Diese Entwicklung ist hör- wie spürbar, wirkt „Collections” doch weitaus erwachsener, gereifter als sein Vorgänger. „Klar haben uns bis zu einem gewissen Maße die selben euphorisierenden Dinge wie bei ‚Acolyte‘ geleitet, doch sind sie jetzt subtiler eingesetzt, spielen eher am Rande eine Rolle. Die Einflüsse aus Weltmusik und HipHop hingegen fanden zuvor so gar nicht statt. Außerdem haben wir uns mehr auf den Songwritingprozess eingelassen, uns strukturell und harmonisch neu aufgestellt, was die größere Popattitüde erklären dürfte.” Daran nicht ganz unschuldig sind sicherlich auch die Produzenten Ben Allen und Tim Goldsworthy, der zuvor für Bands Massive Attack tätig war. „Tim war wie ein Mentor für uns, mit einem unglaublichen Barometer für das, was cool ist und was nicht. Ben sollte zum einen die Platte abschließend fertig stellen und uns zum anderen in den Samplingprozess einführen, mit dem wir dann daheim experimentieren konnten.” Für “Acolyte” arbeitete man im Studio noch mit Ewan Pearson zusammen. Eine Kooperation, die auch heute noch nicht Geschichte ist. „Wir haben einige Songs in der Pipeline und hoffen, Ewan bald in den Credits wieder zu finden”, drückt James seinen Wunsch der weiteren Zusammenarbeit mit dem britischen Wahlberliner aus. Über die anstehende Tour im März wird vorab nicht viel verraten, doch ist für James klar: „Wir versuchen, den Leuten live vor Ort ein neues Gefühl zu vermitteln, das sie so auf der Platte nicht finden.”