Gerade einmal 25 Jahre alt wurde Adele Laurie Blue Atkins am 5. Mai und kann doch schon auf eine außergewöhnliche Karriere und so manch hochkarätige Auszeichnungen zurückblicken. Während viele gleichaltrige Kollegen mit ihrem Ruhm nur unzureichend zurecht kommen und häufig dem Alkohol, den Drogen und einem stets ausufernden Nachtleben zuträglich sind, ist die Britin dahingehend völlig skandalfrei.
In ihrem Falle reicht schon ein – aufgrund einer von der Regie abgebrochenen Dankesrede – gezeigter Mittelfinger bei den BRIT Awards 2012 , um auf den Titelseiten sämtlicher Boulevardblätter zu erscheinen.
Doch macht sie diese Form der zur Schau gestellten Menschlichkeit eher sympathisch, könnte man Adele angesichts ihres außergewöhnlichen Talents doch sonst fast mit einem göttlichen Wesen verwechseln. 2006 schließt die damals 18-Jährige die BRIT School for Performing Arts ab und sammelt erste Erfahrungen auf der Bühne im Schlepptau anderer Musiker. Es ist das heute eher ignorierte, seinerzeit noch stark frequentierte Netzwerk MySpace, das schließlich den Auslöser für eine phänomenale Karriere bedeutet. Man wird hier erstmalig auf Adele aufmerksam. 2007 erscheint nach einigen vorangegangenen TV-Auftritten mit „Hometown Glory“ ihre erste offizielle Single, gefolgt vom Critics’ Choice der BRIT Awards für vielversprechende Nachwuchstalente. Schon die zweite Single „Chasing Pavements“ bedeutet für Adele in Ländern wie Großbritannien und Norwegen den Durchbruch. Spätestens mit den Grammys als „Bester neuer Künstler“ und „Beste weibliche Gesangsdarbietung“ huldigt man ihrem Können dann 2009 im ganz großen Stil und legt den Grundstein für alles, was folgt. Dass es ausgerechnet Raab-Sternchen Lena Meyer-Landrut ist, die Adele auch in Deutschland bekannt macht, ist Ironie des Schicksals. Als sie in der Castingshow „Unser Star für Oslo“ Adeles Single „My Same“ performt, schafft es das Original erstmalig in die deutschen Charts, wenn auch nur auf Rang 61.
Ihr Debütalbum „19“ veröffentlichte Adele zwar bereits 2008 in UK, doch erst mit der Single „Rolling In The Deep“ vom zweiten Longplayer „21“ erfährt sie bei uns die Aufmerksamkeit, die einem Talent wie ihr gebührt – und auch „19“ verkauft sich hierzulande plötzlich wie geschnitten Brot. „21“ wird Ende November 2011 zum bis dahin am häufigsten heruntergeladenen Album Deutschlands. Legal versteht sich. Von all den illegalen Downloads wollen wir da mal gar nicht erst anfangen. Auch in Adeles Heimat stellt das Werk einen Rekord als meistverkauftes Album des 21. Jahrhunderts auf. 10 Millionen Exemplare gehen dann noch in den USA über die Ladentische.
Den Ritterschlag für gestandene Musiker erfährt Adele 2012, als ihr die Aufgabe übertragen wird, den Song zum neuen James Bond-Film „Skyfall“ beizusteuern. Lange hat kein Bond-Song mehr eine solche Kraft entfaltet, so berührt und sich am Ende auch so verkauft. Sowohl in der Schweiz auch als in Deutschland reicht es für den ersten Platz der Sales Charts. „Skyfall“ bringt Adele und Co-Writer Paul Epworth zudem einen Golden Globe und einen Oscar für den besten Filmsong ein.
Privat widmet sich Adele, die trotz ihrer Leibesfülle für viele Mädchen auch optisch zu einer Ikone avanciert, statt billiger Skandale lieber der Familienplanung. Schöpfte sie die Ideen für die meisten ihrer Songs aus viel Herzschmerz und zurückliegenden Enttäuschungen, scheint ihr Glück mit Simon Konecki heute vollkommen. Im Herbst des vergangenen Jahres kündigte sie an, sich aufgrund der Geburt ihres ersten Kindes für eine Weile aus dem Musikgeschäft zurückziehen zu wollen. Adele ist jedoch so sehr Vollblutmusikern, dass sie Gerüchten zufolge heute – ein halbes Jahr nach der Geburt ihres Sohnes – bereits wieder im Studio sein soll, um an Album Nummer 3 zu arbeiten.