Genuss, Gewissen und Gelassenheit

Genuss, Gewissen und Gelassenheit

Es fällt mir immer schwerer zu beurteilen, welche Dinge einen Aufreger wert sind und welche eher mit einem Achselzucken hingenommen werden sollten. Angesichts all der schrecklichen Dinge, die weltweit sekündlich geschehen, sollte man manches aus dem eigenen Alltag gar nicht zu ernst und zu wichtig nehmen.

Was ist schon eine langsame Kassiererin im Supermarkt, wenn man es eilig hat, gegen das Leid, das in Dritte-Welt-Ländern herrscht, in denen es nicht mal einen Supermarkt geschweige denn sonst irgendwas gibt? Wie sehr darf man sich über ein oder zwei zugelegte Kilos ärgern, während Kindern auf der anderen Seite des Globus genau diese ein oder zwei Kilo zum Überleben fehlen? Oder wie schlimm ist das Abdanken eines liebgewonnenen Fußballtrainers im Äpfel mit Birnen-Vergleich zu untergegangenen Flüchtlingsbooten mit hunderten Toten tatsächlich?

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Doch wer oder was entscheidet eigentlich, was einem nahe gehen muss und in welcher Relation das geschehen darf? Darf ich mich darüber ärgern, bei dem Kauf eines eigentlich überflüssigen Luxusartikels über den Tisch gezogen worden zu sein und dabei einige Euro an einen windigen Geschäftsmann verloren zu haben, wenn woanders Menschen auf der Flucht sind – nur mit den Klamotten, die sie am Leib tragen?

Ist sich am Ende doch jeder selbst der Nächste, überweist eine kleine Spende oder verdrückt eine dicke Pseudoträne, um dann mit dem Gedanken, ein besserer Mensch zu sein, genau dort weiter zu machen, wo er zuvor aufgehört hat? Beim Shoppen, Konsumieren, Genießen und Feiern? Ist es falsch, sich zu viele Dinge zu sehr zu Herzen zu nehmen und sein eigenes Dasein ständig unter dem Joch des schlechten Gewissens zu betrachten und in Frage zu stellen? Oder macht der den Fehler, der sich in erster Linie um sein eigenes Wohl und das seiner nächsten Mitmenschen schert und die schlechten News aus aller Welt schlechte News aus aller Welt sein lässt?

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