New Order – Music Complete

New Order – Music Complete

35 Jahre ist es her, dass sich Joy Division-Frontmann Ian Curtis entschied, diese für ihn nicht zu ertragende Welt zu verlassen. Ebenfalls 35 Jahre ist es her, dass sich der Rest der Band dazu entschloss, ohne ihn als New Order weiter zu machen. Ein bisschen weniger düster als zuvor, doch ähnlich wegweisend – und stilprägend für eine ganze Generation. New Wave-Synthiepop ohne Rüschenhemden, ähnlich groß seinerzeit wie die Kollegen von Depeche Mode und The Cure. Auch weniger experimentell als Joy Division, insgesamt eben massentauglicher. Songs wie „Blue Monday“ von 1983 und „True Faith“ neun Jahre später sind bis heute unvergessen und funktionieren noch immer. Bei mir zumindest, was auch an den vielen Erinnerungen liegen kann, die ich damit verknüpfe. Dass „Blue Monday“ aber bis heute – in diversen Remixen – immer wieder die Tanzflure aufmischt und den Nachwuchs ebenso begeistert wie die Clubgreise, spricht wohl für sich.

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Seit dem Release des letzten New Order-Studioalbums „Waiting For The Sirens‘ Call“ sind stolze zehn Jahre ins Land gegangen. Nun liefern die nun auch bald schon 60-jährigen Musiker um Sänger Bernard Sumner mit „Music Complete“ das 10. Studioalbum ab. Wie auch immer, New Order klingen wie früher, nur zeitgemäß aufbereitet halt – hier und da. Einiges klingt auch ein wenig angestaubt, aus der Zeit gefallen. Das liegt vermutlich daran, dass New Order eben in den Achtzigern damals allem weit voraus waren. Vieles, was von anderen Bands später folgte, fußte auf ihrer Musik, ist heute aber auch schon wieder ein alter Hut. Jedenfalls sind mit Elly Jackson von La Roux und Brandon Flowers von The Killers schon mal zwei Gäste dabei, deren Sound es ohne New Order so vielleicht nie gegeben hätte. Die Tracks „Singularity“ und „Unlearn This Hatred“ entstanden mit Hilfe von Chemical Brother Tom Rowlands, und „Superheated“ ist einen Kollaboration mit Stuart Price. Iggy Pop ist auch noch dabei und auf „Stray Dog“ zu hören, aber das läuft wohl ein wenig außer Konkurrenz.

Dass die ehemaligen Gründer des legendären Club-Label-Konglomerats Factory in Manchester mit diesem Album in den Schoß von Mute zurückgekehrt sind, passt. Für mich ist das neue Album nicht von den alten New Order zu trennen und damit ist dieser Text nur in Bruchteilen objektiv. Dass die Herren damit wirklich neue, junge Fans gewinnen, halte ich für unwahrscheinlich. Sehr wahrscheinlich ist hingegen, dass die alten Fans dank dieses Albums bei der Tour im Herbst zahlreich erscheinen werden. Und sind die Songs auf „Music Complete“ auch gut, werden die Leute trotzdem nach „Blue Monday“, „True Faith“ und „Bizarre Love Triangle“ verlangen.

Album bei Napster hören.

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