Eigentlich möchte man doch davon ausgehen, dass jedem halbwegs geradeaus denkenden Menschen klar ist, dass vieles von dem, was im Fernsehen gezeigt wird, wenig bis nichts mit der Realität zu tun hat. Dass der gemeine „Tatort“-Fan sich dessen allerdings nicht immer ganz bewusst ist, machen einem wöchentlich die Kommentare auf der Facebook-Seite der Kultkrimireihe deutlich. Läuft hier einen Sonntag um 20:15 Uhr mal nicht alles nach Schema F – ein Mord geschieht, zwei Beamte mit mehr oder weniger schwerwiegenden privaten Zipperlein ermitteln rum, einige Leute aus dem Umfeld des Toten machen sich verdächtig, und am Ende wird einer von ihnen überführt – ist das digitale Geheule schon ab 20:25 Uhr groß. Mangelnde Realität war dabei auch der Hauptkritikpunkt, dem sich nun der zweite Dortmunder Tatort ausgesetzt sah. Hauptkommissar Faber, nach dem Unfalltod von Frau und Kind ein gebrochener Mann, ermittelt im Drogen- und Prositutionsmilleu meiner alten Heimatstadt.
Gut, Faber hat so seine eigenen Methoden, und die Nordstadt ist nun mal kein schönes Pflaster. Beschwerden darüber, dass der Tatort die Stadt in schlechtem Licht dastehen ließe, fand ich ja noch ganz niedlich. Wie auch die Bitte, man möge das nächste Mal doch besser den schöneren Süden zeigen. Mord in Dortmund-Syburg? Das wird den dortigen Bewohnern aber sicher dann auch nicht in den Kram passen. Wissenswert übrigens, dass ohnehin 90 Prozent einer Dortmund-Folge in Köln gedreht werden. Dass nun aber auch die Polizei die fehlende Nähe zur Realität hinsichtlich der Darstellung Fabers bemängelt, ist dann doch zu viel. „Der WDR müsste Faber eigentlich aus der Serie kippen. Denn wer so massive Probleme hat wie er, braucht psychologische Hilfe und keine Dienstpistole“, meint Arnold Plickert, designierter NRW-Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei. Auch ihm scheint er nicht ganz klar zu sein, der Unterschieden zwischen Realität und Fiktion, zwischen TV und wahrem Leben.
Was freue ich mich schon jetzt auf den ersten ARD-Action-Krimi mit meinem Lieblingsschauspieler/regisseur/drehbuchautor/produzent/vater Til Schweiger. Wenn der Hamburger Tatort auch nur annähernd so nah an der Realität ist wie dessen letzter Film „Schutzengel“, wird vermutlich der Shitstorm auf Facebook weitaus interessanter, als der Tatort selbst. Und sollte ich eines Tages tot auf dem Obduktionstisch eines an Professor Boerne aus Münster erinnernden Pathologen liegen, stehe ich freiwillig wieder auf. Versprochen.