Wie viel Toleranz ist gesund?

Wie viel Toleranz ist gesund?

Grundsätzlich glaube ich, dass man jeden so sein lassen sollte, wie es ihm gefällt. Doch gibt es im zwischenmenschlichen Miteinander natürlich Grundverabredungen, die dabei helfen, gut miteinander auszukommen. Dazu zähle ich zum Beispiel die Verwendung von Dusche und Deo, wenn man sich im öffentlichen Raum bzw. in öffentlichen Räumen, Büros oder ähnlichem aufhält.

Eben dort, wo man auf Mitmenschen trifft, die sich bei dem Verzicht auf Dusche und Deo vom strengen Geruch gestört fühlen könnten und keine Chance zur Flucht haben. Auch auf den Verzehr von Bifis sollte man dann übrigens besser verzichten.

Für mich gehört es auch dazu, meinen Hund nicht – wie in Berlin leider gemeinhin üblich – einfach auf den Bürgersteig kacken zu lassen. Wenn es sich dann aber doch mal so gar nicht vermeiden lässt – Hund ist ja auch nur ein Mensch – dann gehört das Entfernen der Hinterlassenschaft schlicht dazu. Ich trete nicht gerne in die Scheiße fremder Hunde (und auch nicht in die meines eigenen), also mute ich das auch niemand anderem zu.

Ein weiterer Toleranzknackpunkt ist Lärm. Ganz besonders, wenn man diesem unwillentlich in den eigenen vier Wänden ausgesetzt ist. Gegen gelegentliche musikalische Ausbrüche ist erst mal nichts zur sagen. Gegen regelmäßige dann doch wohl schon. Nichts macht einen so mürbe, wie ungewollte Dauerbeschallung zu jeder Tages- und Nachtzeit. Das gilt übrigens auch für lärmende Kinder, die dank antiautoritärer Erziehung oder Kapitulation der Eltern keine Grenzen aufgezeigt bekommen und Tag für Tag ab sieben Uhr früh wahlweise Flummis auf den Boden kloppen, mit dem Bobbycar durch die Bude heizen oder nicht müde werden, völlig sinnlos im Kreis zu rennen.

Dummerweise gibt es für alles Gesetze und Vorschriften, nur bei Kindern drückt Justitia beide Augen zu. Die ist vermutlich selbst Mutter. Vor dem Gesetz dürfen Kinder ständig alles tun, das Lärm macht – und ihre Eltern sehen das meist genauso. Wie soll sich der kleine Kevin Prince sonst auch zu einem rücksichtslosen Egozentriker entwickeln? Zu einem  faulen aber geldgeilen Sack, der so früh wie eben möglich auf dem Arbeitsmarkt besteht und ganz schnell auszieht, damit die Eltern endlich mal wieder zur Ruhe kommen?

Leider gilt aber niemand als intoleranter als der, der von Kinderlärm genervt wagt, das auch zu sagen – und zwar der Mutter –, um so ein wenig Rücksicht zu ergattern. Wer das schon mal versucht hat, der weiß, wovon ich spreche. Alle anderen gehen bitte zurück ins Kinderzimmer und nehmen ihrem lieben Kleinen wenigstens für fünf Minuten mal die Trommel weg. Danke.

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